Meinem Mann war langweilig. Ich habe ihn in der letzten Zeit wohl zu wenig in Atem gehalten. Möglicherweise sind auch die Kinder zu brav. Er surfte in den letzten Wochen stundenlang im weltweiten Spinnennetz und verglich und rechnete so lange, bis er einen neuen Handy-Anbieter gefunden hat, mit dem er seine horrenden monatlichen Rechnungen von einem Euro zwanzig und ähnlichen Beträgen unterbieten kann. (Ich bediene das Klischee der schwatzhaften Frau: Meine Handy-Rechnung bewegt sich zwischen drei und acht Euro.)
Jedenfalls bringt uns der neue Handy-Vertag - sonst verdiente ein Mann diese Bezeichnung nicht - natürlich noch jede Menge Extras ein. Eine neue Fritz-Box, ein neues Festnetztelefon, neue Handys zum Sonderpreis, neue Kabel, Batterien und Kabelbinder und, das Beste zum Schluss, den Zugang zu einem Internet-Filmportal.
Wir sind übrigens überzeugte Fernsehverweigerer, falls ich das bisher nicht erwähnte. Ich finde das TV-Programm so erbärmlich schlecht, dass der Totalausfall sämtlicher Antennen und Sendemasten weltweit nach meinem Empfinden ein größerer Segen für die Menschheit wäre als die Erfindung des Penicillin. Deshalb besitze ich seit meinem neunzehnten Lebensjahr keinen Empfänger mehr. Schöne Filme gibt es zuhauf, die sehe ich mir auf DVD an, bequem am Laptop oder seit neuestem in unserem Hauskino per Beamer. Der Vorteil dieser Scheiben ist, dass man sehr genau selektiert, was man kauft oder leiht. Immerhin geht es um viel Geld, jedenfalls für mich als Schwabe.
Das Internet-Filmportal hingegen ist gratis, zumindest bei manchen Filmen. Aktuell befinde ich mich in der Testphase: Seit fast eineinhalb Stunden rege ich mich bis zur Weißglut darüber auf, dass es dermaßen schlechte Filme gibt. (Richtig geraten: Es ist eine Produktion für Beelzebub Fernsehen.) Jeden Dialog kann man fünf Minuten im Voraus soufflieren. Von der Handlung ganz zu schweigen. Das Traumschiff erscheint einem dagegen als reinster Nibelungenring. Zumindest gibte es dort Schauspieler, die diese Bezeichnung verdienen. In dieser typischen Sat- oder Pro-Produktion tänzeln blonde Zicken mit operierter Nase und unüberhörbarem Bidderfälder Akzent durchs Bild, wechselweise zickig oder hysterisch, aber immer endlos naiv, der Held lispelnd und mit Halbglatze, die unvermeidliche gute Seele verständnisvoll bis zum Erbrechen. Zum Schluss erfolgt der Heiratsantrag, natürlich! vor Publikum. Gähn.
Mehrere Gläser Sekt später, als ich über diese knapp zwei Stunden vergeudete Zeit philosophiere, finde ich doch einen Vorteil: Die Darsteller gehen einer bezahlten Beschäftigung nach, nicht betteln.
Zum Glück schlafen meine Söhne tief und fest und werden nicht Zeuge, wie sich Mutti in intellektuelle Niederungen der untersten Schublade begibt. Morgen dürfen sie auf DVD ansehen, was ich ihnen heute verwehrt habe: Muppetshow. Die Schlümpfe. Teletubbies. Und Friedhof der Kuscheltiere. Oder Carrie. Nur paar Minuten ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen