So geht das Tag um Tag, Jahr um Jahr. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo Eltern sich die Frage stellen: Wie lange noch? Es ist zermürbend, immer wieder dieselben Sätze zu sagen ohne gehört zu werden. Abgesehen davon, dass es mit zunehmendem Alter des Nachwuchses ausgeprochen unhygienisch wird. Wenn zum Beispiel am gedeckten Esstisch Hände in Schüsseln und Teller greifen, die tagsüber in der Schule, im Hort, in einem Kaufhaus und weiß Gott wo überall am Boden, in Bedürfnisanstalten und sonstigen geheimnisvollen Ecken und Löchern herumgefasst haben. Zumal mein Sohn gerne mal in meinen Teller fasst, weil er etwas Leckeres herausholen will oder (für ihn) weniger Leckeres hineinlegen.
Hinter mir liegen mittlerweile gut sieben Jahre vergebliche Erziehungsversuche, eine Explosion war unvermeidlich. Das Frühstück aus der Küche balacierend finde ich meinen lesenden Sohn am Esstisch vor. Die Morgentoilette war bereits verrichtet. Ohne weitere Maßnahmen. Meine Frage, ob er sich wenigstens die Hände gewaschen habe, bevor er an den Tisch kam, beantwortete er mit einem mürrischen „jaaa, habe ich“. Nach einer letzten Warnung ("ich sehe nach!"), ging ich nochmals ins Bad. Siehe da, das Waschbecken war trocken wie die Wüste Gobi. In diesem Moment machte es „ping“. Zuerst bekam er sein Buch auf den Kopf und dann, im Badezimmer, zweimal Wasser ins Gesicht geschüttet. Trotz allen Zorn und Ärgers weigert sich mein Mutterherz, ihm richtig weh zu tun. Wobei ich weiß, dass selbst die Wasser-Aktion der Alptraum aller Pädagogen sein dürfte. Hilfe, ich bin ein Fall für die Super-Nanny, jene Frau, die anderen Müttern den Job erklärt, den sie bei ihren eigenen Kinder mangels Zeit Fremden überlässt.
Wie gern würde ich das auch manchmal!!! Ganz ehrlich, hätte ich ein paar Kinderfrauen, Putzfrauen, Au-pairs, Butler und Chauffeure zur Verfügung, ich wäre die Geduld in Person. Würde niemals schimpfen, meine Jungs ständig kosen und drücken und loben und motivieren. Ich wäre Super-Mutti! Leider fehlt der Mitarbeiter-Stab. Meine Kinder bringe ich selbst in den Kindergarten und hole sie wieder ab. Ich gehe mit ihnen zum Sport, richte ihr Essen und übernehme die Gänge zur Waschmaschine. Deshalb werden sich meine Kinder mit mir arrangieren und irgendwann lernen müssen, dass konsequentes Ignorieren von Regeln nicht unbedingt die beste Strategie für Erfolg ist. So wie ich selbst, meine Geschwister, mein Mann, meine Eltern, die Großeltern und sämtliche Generationen vorher.
Für Mutti gibt es jetzt noch einen Trotst-Kaffee und später wird der Große fest geknuddelt. Der darf heute übrigens ganz viel lernen und Klavier spielen und im Haushalt helfen. Habe ich ihm heute morgen versprochen…