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Dienstag, 10. Mai 2011

Das rechte Wort zur rechten Zeit

Ich bin sicher, Herr zu Guttenberg hat nicht aus Faulheit abgeschrieben, auch nicht aus Zeitgründen oder mangels tieferem Interesse. Er war es einfach leid, bei jeder These monatelang nach der richtigen, zutreffenden und politisch korrekten Formulierung zu suchen!
Es ist schwierig (das wusste schon Goethe), und es wird immer schwieriger, den rechten Ausdruck zu finden. Wobei ich mich hier auf sehr dünnem Eis bewege. Der rechte Ausdruck - da kann ein sprachlich feinfühlender Mensch bereits politische Färbung unterstellen. Immerhin lebe ich in Deutschland und muss folglich ganz besonders darauf achten, die richtige Farbe, pardon, den richtigen Ton zu erwischen.
Neuestes Beispiel der absurden Wortklaubereien: Es gibt seit vielen Jahren an der Amper einen Platz für fahrendes Volk, wie es lyrisch so schön heißt. Beschildert (und genutzt) als »Landfahrerplatz«. Nun wurde von einem hiesigen Künstler, wohl als weiterer Teil der Vergangenheitsbewältigung, der Vorwurf laut, diese Bezeichnung sei diskriminierend und historisch vorbelastet. Die Frage, die sich unversehens stellt, ist: Wie soll man ihn denn dann künftig nennen, den Platz? Tataa: Die erstgenannte Alternative lautet »Platz für ethnische Minderheiten«.
Wunderbar. Und einmal mehr wird sich die Sängerin Alexandra im Himmel bedanken, dass sie das nicht miterleben muss. »Ethnischer Minderheiten-Junge, ethnischer Minderheiten-Junge, wo bist du, wo sind eure Wagen?« Und nein, das war noch nicht das Ende. Auch dies wurde abgelehnt. Schließlich träte dadurch der gegenteilige Effekt ein, die Diskriminierung ethnischer Minderheiten. Genau das sollten übrigens die ersten Worte meines erstgeborenen Sohnes werden. (Mein Mann hat mir leider mit einem stoisch eingeimpften »Pa-pa« einen Strich durch die Rechnung gemacht.)
Derzeitiger Favorit der betroffenen Bevölkerungsgruppe beziehungsweise deren selbsternannter Interessenvertreter: »Platz für reisende Bevölkerungsgruppen«.


Liebe Holländer, kommt alle nach Dachau. Hier gibt es nicht nur eine weltberühmte historische Stätte, die keinen Eintritt kostet, sondern auch einen Campingplatz gratis! Samt Dixi, Müllabfuhr und Badestelle in der Amper.

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