Diese Woche ist Weltstillwoche! Unter dem Motto: „Stille und rede darüber“ wird für mehr und längeres Stillen geworben. Wer überlegt sich so was? Ich habe im Zeitraum weniger Monate Schwangerschaft so viele Schilderungen blutender Brustwarzen, schmerzhafter Entzündungen und vor Hunger schreiender Kinder ertragen, dass es für dieses und das nächste Leben reicht. Anlass für die Aktion ist übrigens die erschreckende Tatsache, dass direkt nach der Geburt fast alle Säuglinge gestillt werden, nach sechs Monate jedoch nur noch 50%. Dann ungefähr bekommen die lieben Kleinen Zähne, beginnen sich fortzubewegen und zu sprechen. Säuglinge sollen sie bitteschön trotzdem bleiben! Was wäre nach Meinung der Still-Faschisten die korrekte Dauer? Sechs Jahre, bis zur Einschulung? Oder benötigen Kinder bis zum Eintritt ins Erwachsenenalter die mütterliche Brust?
Klänge es nicht arg sarkastisch, könnte man in Sachen artgerechter Haltung und falsch verstandenem Enthusiasmus einen Vergleich zum Umgang mit unseren Haustieren ziehen. Der hiesige Tierschutzverein hat jüngst ein Katzenhaus beantragt. Für die inzwischen mehr als einhundert beherbergten Katzen. Vermittelt können die armen Tiere nämlich nicht werden. Die Hürden für Interessenten sind zu hoch: ausschließlich Wohnungshaltung (Stubentiger!), keine Kinder, keine anderen Tiere, kein Eigenheim (weil meist mit Garten und somit Gefahr von Freigang), wahrscheinlich am besten auch keine weiteren Personen im Haushalt. Warum? Weil Katzen draußen von Autos überfahren werden können. Straßen lauern überall. Und weil Katzen die alleinige Aufmerksamkeit des Besitzers und dessen uneingeschränkte Zuwendung brauchen. Am besten rund um die Uhr. Also keine Bewegung im Freien und ständig jemand um sich. Wird bestimmt ein tolles Katzen-Leben.... Bei Hunden läuft es ganz ähnlich. Ein Schelm, wer auf den Gedanken verfällt, die Betreiber nähmen den Begriff „Tierheim“ wörtlich und die Vermittlung sei nur mehr ein Vorwand, um an staatliche Fördergelder zu kommen. Spenden werden auch gern genommen! Ein Tier bekommt man trotzdem nicht (Eigenheim, Garten). Sie sind absolut unbestechlich.
Was mag nächste Woche unseren unsterblichen Weltverbesserern einfallen? „Lasse Wasser und rede darüber“?
„Mach einen Einlauf vor Publikum“ ist leider schon vergeben. Das hat in den neunziger Jahren ein Performance-Künstler ausprobiert. Mit blauer Farbe. Waren das noch Zeiten!
...übrigens werden (ohne Witz) per Zeitungsartikel Katzenstreichler für die armen Katzen im Tierheim gesucht.
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