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Sonntag, 17. April 2011

60 geschenkte Minuten und die Sache mit den Klischees

Kindergetrappel auf der Treppe, die Wohnungstür schließt sich von außen, Ruhe kehrt ein. Sie sind weg! Vor mir liegt etwa eine Stunde himmlischer Ruhe. Die erste Überlegung ist jedes Mal, wie ich diese Stunde am besten ausnütze: eine Runde Mittagschlaf, ein Schaumbad mit Sekt, ein schnulziger Liebesfilm oder was Leckeres zu essen, ohne dass jemand ungefragt die Gabel schnappt und meine Portion mit zwei, drei Bissen um die Hälfte dezimiert. Wie sie halt sind, die gefräßigen Heuschrecken.
Das Problem an Klischees ist, dass sie meist auf geradezu erschreckende Weise zutreffen. Kürzlich ließ ich bei der Einkehrrunde nach dem Sport in kleiner Runde verlauten, dass unsere Schulkinder zu viel Ferien hätten. Die große Anspannung in den etwa sechswöchigen Unterrichtsphasen zwischen den Ferien wäre deutlich kleiner, wenn die Schulzeiten länger wären. Eine logische Rechnung, wie ich finde: mehr Schulzeit = mehr Zeit für den Lernstoff = mehr Zeit für Üben = weniger Stress für alle Beteiligten. Was ich nicht wusste: Ich saß mit drei Lehrerinnen am Tisch.
Ich bekenne mich schuldig: Ich bin kein vorurteilsfreier Mensch; das war ich noch nie. Ich hatte allerdings auch nie einen Grund, dies zu bereuen oder zu wünschen. Junge Männer mit Vollbart zeichnen sich nicht unbedingt durch überbordende Dynamik aus. Kreative Menschen erweisen sich im Umgang als nicht sehr pflegeleicht, Mädchen sind zickig und Jungs wild. Die eine Ausnahme von 100 bestätigt diese Regeln mehr, als sie als Irrtum zu entlarven. Ich muss nur gerade überlegen, welche Ausnahme mir da spontan einfällt.
Ich werde jetzt mein Vollbad inklusive Sekt nehmen, danach was Feines essen und jede Sekunde bis zur Rückkehr meiner bösen Buben auskosten. Und währenddessen sinnieren, was in Wirklichkeit ganz anders ist, als man immer meint.

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