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Mittwoch, 14. Dezember 2011

Kennen Sie den?

Der Witz des Tages: Christian Lindner tritt von seinem Amt als Generalsekretär der FDP zurück und stürzt seine Partei damit in eine tiefe Krise.
Den Höhenflug davor habe ich wohl verpasst. Ich jedenfalls freue mich. Möge der heiße Erdkern die Gewinnmaximierungsfreunde zerschmelzen, dass nichts mehr übrig bleibt. Es kann nur besser werden ohne sie. Gut, dass der schlimmste den Anfang macht, würde ich meinen. Vielleicht eifert er Herrn Mappus nach, der sein Glück in der freien Wirtschaft suchen und nicht finden konnte. Seinen Porsche hatte er ohnehin schon mit zwanzig, was soll da noch Besseres kommen?
Herrn Wulff kann er bei der Gelegenheit übrigens gleich mitnehmen. Unser Bundespräsident macht Urlaub in den Ferienhäusern deutscher Steuerflüchtlinge. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Natürlich ist der Eigentümer der Luxusdomizile ein väterlicher Freund (ebenso wie der Chef der Luftlinie mit den kostenlosen Upgrades), und die werte Gattin hat einen Kredit zu Sonderkonditionen nur vergeben, weil sie gerade das Geld übrig hatte, während Herr Wulff in einer teuren Scheidung steckte. Wie rührend. Warum hatte sie das Geld eigentlich übrig? War es Schwarzgeld? Oder wäre es andernfalls der bösen Steuer anheimgefallen? Ach nein, geht ja nicht. Vor der Schweiz war ihr Wohnsitz Monaco.
Warum habe ich eigentlich keine väterlichen Freunde, die so viel Geld übrig haben, dass sie mir einen Hauskauf und ein paar schöne Urlaubsreisen finanzieren? Interessenten mögen sich bitte melden! Mütterliche Freunde nehme ich selbstverständlich auch. Ich muss zwar keine Scheidung bezahlen, aber zwei Kinder großziehen kostet auch viel Geld und Nerven. Nachdem die Supernanny jetzt arbeitslos ist, könnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: eine versierte Kinderfrau zum Wohle meines Nachwuchses einstellen und die Arbeitslosenquote reduzieren.  Aber wie gesagt, das geht nur mit einer kleinen Finanzspritze. Denn ich lebe nicht nur in Deutschland, ich habe hier sogar meinen Wohnsitz angemeldet und dummerweise auch noch meine Lohnsteuerkarte hinterlegt. Die Betonung liegt hierbei auf „noch“. Leider hat sich bisher keine wirklich gute Alternative gefunden.
Vielleicht sollte ich mich bei der FDP bewerben. Da gibt es jede Menge freier Stellen, täglich werden es mehr, und bald sind sie froh um jeden, der überhaupt weiß, wofür die drei Buchstaben stehen: Freaks dominieren Proleten. Oder Flaschen drehen Pfosten? Flug der Plauzen? Ach, jetzt weiß ich es: Flaneure, Demagogen, Plagiate.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Vom O-Gott zum iGod

Wo soll ich nun anfangen, wenn nicht beim Ende? Heute haben wir, meine Kollegen und ich, per Karte unseren bisherigen Redaktions-Boss verabschiedet. Es fand sogar jene Person warme Worte, die den Abschied herbeigeführt und sich dann beim offiziellen Ausstand vornehm zurückgehalten und ausgiebig ausgeschwiegen hatte. Kein Wort, keine Silbe des Dankes für einen Mitarbeiter, der im zweistelligen Jahresbereich mehr als die Hälfte der Mannschaft tapfer durch gute wie schlechte Tage gelotst hat. Dass die Ergebnisse nicht gut genug waren hat bis vor drei Monaten keine Rolle gespielt. Dann jedoch war es plötzlich "allerhöchste Zeit", ein paar wichtige personelle Änderungen vorzunehmen. Umstrukturierung nennt man das im Fachjargon; die politisch korrekte Umschreibung für Schikanieren und Rausscheißen. Der Entsorgungsprozess findet seit einigen Wochen etappenweise statt: Erst werden die Leute kalt-, dann vor die Tür gestellt. Zuerst musste ein externer Mitarbeiter über die Planke, doch der fällt weich, würde ich meinen. Dicht gefolgt vom Redaktionsleiter: Jener war vor einem halben Jahr noch fest im Sattel und wohlversichert, jetzt ist er möglicherweise arbeitslos. Es haben sich nach anfänglichen Planungen einige Geschehnisse selbst überholt, so dass das Ende viel schneller da war als gedacht. Natürlich ist er nicht der Letzte. Weitere Kameraden, äh, Kollegen werden in den kommenden Wochen aussortiert. Das an sich ist schlimm genug und nur mit viel Galgenhumor zu ertragen.
Doch eigentlich wollte ich von der Abschiedskarte erzählen: Alle anwesenden (und noch beschäftigten) Kollegen haben mit netten Worten und zahlreichen Dankeschöns Adieu gesagt. Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit dürfen dabei auch persönliche Anmerkungen nicht fehlen. So etwas wie: „Der Sex mit dir auf den Betriebsfeiern war immer sensationell.“ Das scheidet in diesem Fall zwar aus mehreren Gründen aus, aber Sie wissen, was ich meine.
Die meisten persönlichen Statements in dieser besagten Karte lauteten wie folgt: „Und hol dir endlich dein iPhone“, „dein i-Ulli“, oder „wir bleiben in iPhone-Kontakt - sobald du eines hast“.
Der Mann hat kleine Kinder, ein neues Haus, seine Schwiegermutter ist sehr krank - und er hat seinen Job verloren. Ich denke nicht, dass ein Smartphone sein größtes Problem ist. Und es ist gewiss nicht das i-Tüpfelchen, das unsere Zusammenarbeit ausgemacht hat. Jedenfalls nicht für mich. Ich bin schrecklich altmodisch, ich weiß.
Auch wenn es arg pietätlos klingt: Vielleicht hat Gott Steve Jobs zu sich geholt, bevor er zum „iGod“wurde.