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Sonntag, 10. Juni 2012

Frage: Was ist flüssiger als Wasser?


Antwort: Lehrer, denn sie sind überflüssig. Das war in den Achtziger Jahren ein beliebter Schülerwitz. Die Schulzeit ist lange vorbei und es gibt etwas anderes, das flüssiger als Wasser ist: Geld. Auf jeden Fall verdunstet es deutlich schneller.

Das neueste Beispiel, wie schnell von sehr viel Geld praktisch nichts mehr übrig ist, heißt Thomas Middelhoff. Wir erinnern uns: Herr Middelhoff war langjähriger Chef, in Neu-Wirtschaftsdeutsch genannt Vorstandsvorsitzender, von ARCANDOR, jenem Unternehmen, dem er seinen Reichtum verdankte und das er simultan dazu so gewaltig an die Wand fuhr, dass es heute noch kracht: Hertie, Karstadt, Quelle und ein paar andere Unternehmen gehörten zu der Gruppe mit etwa achtzig Tausend Beschäftigten, die vor drei Jahren wie ein Kartenhaus zusammenfiel, hochverschuldet und nicht mehr existenzfähig. Dafür hatten sich diverse Vorstände in den Jahren zuvor eine goldene Nase verdient. Gut für sie, schlecht für die Angestellten, die zum größten Teil ihren Job verloren oder deutliche finanzielle Einbußen erlitten. Ich meine Verkäufer, kaufmännische Angestellte, Servicekräfte und alle jene, deren Jahresgehalt im unteren sechsstelligen Bereich liegt und für Familie, Wohnung, Auto und vieles mehr reichen muss. Frau Schickedanz ließ der Welt via BILD mitteilen, wie arm sie durch die Insolvenz wurde („wir leben von 600 € im Monat“) und Herr Middelhoff wollte allen Ernstes klagen, weil er doch komplett unschuldig war an der Misere. Zu Schadenersatz wurde er trotzdem verurteilt.

Und jetzt das: „Middelhoff räumt finanzielle Schieflage ein“! - Schlagzeile bei Spiegel Online, 10. Juni 2012.

An die Öffentlichkeit gedrungen ist die Peinlichkeit wegen einer Luxus-Yacht, deren Miete er nicht mehr bezahlt. Genauer gesagt schuldet er seit 2009 die Chartergebühren für das über sieben Millionen Euro teure Boot, Zinsen nicht mitberechnet. Seine Anwälte sahen sich nun zum Handeln gezwungen, also zu Erklärungen: Bekannte haben ihn, den Arglosen, falsch beraten und ihm zu Investitionen geraten, die ihm ein sorgenfreies Leben garantieren sollten, ihn statt dessen jedoch an den Rand des Ruins geführt hätten. Eine persönliche Tragödie sei dies für ihn und seine Frau. Wenn ich das richtig interpretiere, könnte man sagen: Er ist praktisch bankrott, weil er den Hals nicht vollbekommen hat.

Dafür verdient er reichlich Mitgefühl: all die Beschäftigten von ARCANDOR, die jahrelang um ihren Job gezittert und ihn teils verloren haben, die Steuerzahler, mit deren Geld die letzten Quelle-Kataloge gedruckt worden sind, unmittelbar gefolgt von der Insolvenz. Und nicht zuletzt Frau Schickedanz, die im Nerzmantel aussortiertes Obst und Schnäppchen ergattern muss, weil ihr kaum genug Geld zum Leben bleibt.

Morgen wird vielleicht in unserer neu erstarkten Einigkeit die Zeitung mit den vier großen Lettern skandieren: WIR sind pleite!“

Einen Rettungsvorschlag für Frau Merkel hätte ich noch: ein Fond, gegründet über Facebook, mit dem zu Spenden für die Yacht ausgerufen wird. Damit ihm, der holden Gattin und den Geliebten der beiden wenigstens ein bisschen Spaß am Leben bleibt.

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