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Freitag, 22. Juli 2011

Abenteuer Wildnis

Ich liebe Abenteuer. Nicht im Büro mit dem Chef und auch nicht im Bumsbomber gen Malle. Ich meine richtige Abenteuer: sich durch einen undurchdringlichen Dschungel schlagen, gegen Raubtiere kämpfen, in 16°C kaltem Wasser schwimmen. Klettertouren ohne Sicherungsseil, bei Dunkelheit in die Wildnis – ohne Licht, Wasser und Nahrung. Überschwemmungen, Hagelschauer, Gewitter unter freiem Himmel überstehen, das gefällt mir. Ich bin eine wilde Amazone, die ihr Fahrrad durch reißende Fluten ans andere Ufer eines Flusses trägt, weil dort der Weg weiter geht.

Okay, es war ein Bach, und er war nicht reißend. Aber er floss, dafür verbürge ich mich, denn das Wasser war – zum Glück – glasklar. Allerdings war die feuchte Durchquerung nicht direkt geplant. Vielmehr sind das die üblichen Zwischenfälle, zu denen es bei meinen Unternehmungen regelmäßig kommt. Zum Beispiel bei der abendlichen Rad-Tour durchs Hinterland. Mein hellsichtiger Mann hat mich inzwischen gut ausgestattet: eine hochfunktionelle Satteltasche mit Fahrradpumpe, Flickzeug und einer Halterung für Navigationsgerät und Handy. Ich weiß allerdings nicht, ob aus Sorge um mich oder um zwei potentiell mutterlose Kinder.
Die Sache mit dem Bach passierte, als mein Weg laut Navi einen Bach überqueren sollte. Da war aber kein Weg, und auch keine Brücke. Ein paar dicke Äste verbanden die Uferseiten. Natürlich waren die Äste morsch und ich wenige Sekunden später nass bis zu den Knien. Auf der anderen Seite dann der Check: das Navi steckte noch fest in seiner Halterung und die Satteltasche (mitsamt dem teuren Handy) war trocken!
Und weiter ging es durch den Wald; die dunklen Wolken über mir wurden von den Bäumen verdeckt. Unzählige Trampelpfade, die ich fast alle in zwei Richtungen befuhr, weil der erste Versuch sich als Sackgasse entpuppte und der Weg genau in einem See, vor einem Zaun oder in eine gewaltige Kiesgrube mündete. Irgendwann hatte ich die Orientierung verloren und hinter den Gewitterwolken setzte die Dämmerung ein. Während ich mich aufs freie Feld flüchtete und leicht nervös den Maßstab groß genug zoomte, dass ich Ziel und richtige Richtung so ungefähr anvisieren konnte, setzte der Regen mit großen, schweren Tropfen ein. Höchste Zeit für den Endspurt, mit Brille, ohne Licht. (Für Menschen ohne Sehschwäche: Lassen Sie bei der nächsten Regenfahrt im Auto die Scheibenwischer weg. Das kommt dann etwa hin.) Im Blindflug schoss ich durch eine riesige Schrebergartenanlage, als aus meiner Hightech-Satteltasche der sanfte Klang meines „Old Phone“. ertönte. Eine wohlvertraute Stimme erklärte mir, dass es gerade zu regnen anfinge. Hätte ich fast nicht bemerkt. Just im gleichen Augenblick zuckte ein Blitz vor mir gen Erde. 

Fünf Kilometer in zehn Minuten ist keine schlechte Zeit. Ich bin so fit wie lange nicht mehr. Das einzige Problem sind meine Turnschuhe, deren Schnürsenkel sich in der Trommel unserer Waschmaschine verheddert haben.

Und ich weiß genau: Das nächste Abenteuer kommt bestimmt!


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