Bei uns zu Hause gibt es feste Zuständigkeitsbereiche. Meinem Mann obliegt die Beschaffung des nötigen Kleingelds, mir der Rest. Das lief einige Jahre ganz gut. Bis ich vor ein paar Monaten morgens ohne Essen für meine Kinder da stand. Der geschätzte Gatte war am Vorabend nach der Arbeit mit einem Kollegen beim Sport gewesen. Was machen zwei ehrgeizige Männer, die sonst körperlich nicht gefordert sind? Sie verausgaben sich bis knapp an den Kollaps. Und was machen sie hinterher? Sie fressen weg, was sie finden. In diesem Fall war es der essbare Inhalt unserer Küche. Wenige Stunden später stand ich ratlos vor dem leergeräumten Kühlschrank. Butter pur mag im Krieg wertvoll wie Gold sein, als Brotzeit für Kindergartenkinder taugt sie nicht. Die gefräßige Meute war natürlich längst über alle Berge. Mir blieb der hektische Not-Stopp beim Bäcker, inklusive Kavalierstart und einer unwesentlichen Verspätung in Kindergarten, Schule und Arbeit. Seither haben wir unsere Zuständigkeitsbereiche neu definiert: Mein Mann sorgt für Kohle und das Pausenbrot der Kinder, ich übernehme den Rest.
Doch bekanntlich bricht irgendwann jedem Krug der Henkel: Heute früh war im Kühlschrank keine einzige gut gefüllte Tupperdose zu finden, so genau ich auch suchte. Ein Telefonat mit dem Vater der Brut bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Ich habe mich artig für das gelegte Ei bedankt und fluchend Stullen geschmiert. Wenigstens war dieses Mal genügend Rohmaterial vorhanden. Multitaskingfähige Frauen schaffen (fast) alles. Wütende übrigens auch.
Das zweite Ei fand ich eine halbe Stunde später. Meine Kinder waren abgeliefert und ich auf dem Weg zum Bahnhof, als sintflutartiger Regen einsetzte. Kein Problem, ich bin bestens organisiert. In meinem Auto habe ich seit vielen Jahren auf der Beifahrerseite einen Schirm deponiert. Heute ging der Griff ins Leere! Ein weiteres Telefonat, noch mehr Freude meinerseits. (So viel sprechen wir sonst die ganze Woche nicht miteinander.) Die Krone der Schöpfung hatte den Schirm in den Kofferraum geräumt. Genauer gesagt, in den Stauraum unter dem Kofferraum. Noch genauer: In den Stauraum unter dem Kofferraum, unter der Kofferraumabdeckung unter der Schutzdecke unter dem Einkaufskorb. Der Niederschlagswert betrug zu diesem Zeitpunkt gefühlte einhundert Liter pro Quadratmeter und der Parkplatz stand in kürzester Zeit zentimeterhoch im Wasser. Zum Glück dauert meine S-Bahn-Fahrt bis zur Arbeit meist länger, so dass ich bis dahin fast wieder trocken war. Coke-Zero-süchtige Kollegen, Lieferengpässe seitens Coca Cola und eine durchrutschende Münze am Kaffeeautomaten (die nach Meinung der Münzeigentümerin eine sofortige Wartung des Kaffeeautomaten erfordert, denn an der Münze konnte es keinesfalls liegen) erwähne ich nur am Rande. Ebenso wie Kollegen, die im Fünf-Minuten-Takt nach ihrem Gehalt fragen, Vertragspartner, die einen Tag vor der Veranstaltung das ganze Programm umschmeißen und einen Chef, der sich wegen diverser Umzüge seiner Töchter nicht um die Belangen seiner Mitarbeiter kümmern kann.
Heute Abend gibt’s Kaiserschmarrn. Eier dafür habe ich genug!
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