Ich habe einen neuen Lieblingsschriftsteller. Er heißt Wladimir Kaminer, und wer die Russen und deren Verhalten in Deutschland und der Welt nicht versteht, möge sich ein paar Seiten lang mit „Russendisko“ auseinandersetzen. Ich verspreche ganze Kronleuchter, was sage ich, Lasterstrahler, die dem Leser aufgehen und, bei richtig gezogenen Schlüssen, künftig das Zusammenleben mit der Hinterlassenschaft von CCCR erleichtern. Das Allerbeste jedoch ist, wir bekommen eine ungefähre Vorstellung davon, was uns in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren bevorstehen dürfte: Eine Volkspleite samt aller zugehöriger Nebenerscheinungen.
Wie ich darauf komme?
„Stuttgart 21: Das riskante Spiel der Deutschen Bahn“ oder „Drohkulisse der Bahn bröckelt“ sind Überschriften, die man seit Monaten liest und schon lange über hat (jedenfalls die nicht unmittelbar Betroffenen). Entnommen habe ich sie aber dieses Mal nicht dem Greenpeace-Magazin, nicht dem Stern, nicht der taz. Diese Artikel findet man derzeit in Wirtschaftswoche und Financial Times Deutschland. Die Arbeit subversiver Grüner? Wohl kaum. Euphorische Berichte über das Wunderwerk des einundzwanzigsten Jahrhunderts gibt es längst nicht mehr. Wie auch? Der Architekt ist bereits vor Beginn der großen Diskussion ausgestiegen, inzwischen außerdem noch Chefplaner, Sprecher und, wenn auch unfreiwillig, der zuständige MP.
Übrigens: Die stets lächelnden Gesichter von Heiner Geißler, Volker Kefer und Boris Palmer haben inzwischen bei sämtlichen chinesischen Politikern Depressionen ausgelöst. (Stehen Sie mal vor den Spiegel und grinsen sich eine Minute lang an, dann wissen Sie, was ich meine.)
Was das alles mit Sibirien zu tun hat? Ich fürchte, wir durchleben demnächst den Untergang der Titanic, nur in vergrößertem Maßstab. S21 ist die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen ganz andere Probleme verborgen, die uns letztlich in kumulierter Form in den Untergang führen.
Es gibt sogar jede Menge Anzeichen dafür. Doch es ist verhext wie bei Harry Potter und seinem wunderbaren Nachtbus: Wir Muggels sehen einfach nicht, was wir nicht sehen wollen. Darin sind wir richtig, richtig gut!
Genau deshalb sollten wir uns unbedingt an die Russen halten: Die wissen, wie man sich in bürgerkriegsähnlichen Zuständen verhält, oder wenigstens überlebt. Ich habe schon immer gewusst: es sind Seelenverwandte. Ich muss jetzt los, eine Kalaschnikow kaufen.
Herzlich grüßt Irina aus P.-K.
S21 ist doch nichts im Vergleich mit der Griechenland-Pleite, der Herabstufung von Portugal und Irland durch die Ratingagenturen und der möglichen Zahlungsunfähigkeit (Pleite) der USA, oder? S21 wird uns kaum in eine Volkspleite führen.
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