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Donnerstag, 28. Juli 2011

Die Wikinger und ich

Kennen Sie Majestix, den Häuptling von Asterix und Obelix, der von seinen Schildträgern regelmäßig fallen gelassen wird und dann mit Sternchen vor den Augen resigniert am Boden liegt? Mir geht es ähnlich.
Diese Woche habe ich Gehaltsabrechnungen verteilt. Die erste Kollegin wollte von mir wissen, warum die Personalabteilung ihren Urlaub falsch berechnet hat. Der nächste beschwert sich, weil die Abrechnungen eine Woche vor der Überweisung kommen, das sei gesetzlich nicht zulässig. Sagt ein Mann, der seinen Acht-Stunden-Arbeitstag um elf Uhr beginnt und um fünf beendet. Und als ich bei einer anderen Kollegin zum fünften Mal um ihren nachträglichen Urlaubsantrag für vergangene Woche bitte, erhalte ich die Antwort, es hinge nicht an ihr, der Antrag läge bei ihrer Vorgesetzten, einer Frau, die praktisch alles verschusselt, was sie in die Hand bekommt. So etwas kostet Zeit. Als ich eine halbe Stunde nach meinem offiziellen Arbeitsende in den Hof komme und mein Auto abholen will, stehen zwei Ölfässer dahinter. Das ist der Lieblingssport unseres Hausmeisters: Wer seine Parkzeit überzieht, bekommt zur Strafe schwere Fässer hinter sein Auto gestellt. (Müßig zu erwähnen, dass er mit Stoppuhr bewaffnet den ganzen Tag über den Platz patroulliert.)

Als ich meinen Sohn vom Kindergarten abhole, weist mich ein Klagebrief im Foyer darauf hin, dass die schlimmen Kinder sich regelmäßig hinter einem Sessel verstecken, der dort für Besucher aufgestellt ist. Der Sessel wird deshalb abgeschafft. Ist der Kindergarten ein Showroom? Oder meint die Leitung, ich empfange dort meine privaten Gäste und vermisse diese Sitzgelegenheit? 
Das schönste Erlebnis diese Woche passierte auf dem Bahnhofsparkplatz. Irgendwann kennt man ja die Menschen, die täglich etwa zur gleichen Zeit eintrudeln. Zum Glück! Wenige Minuten nach mir kommt ein roter Nissan Micra in „meine“ Reihe geschossen und parkt stets auf der gegenüberliegenden Seite. Der Fahrer ist ein klassischer Beamtentyp: mausbraune Haare, Seitenscheitel, Schnauzer, schmächtig, Quelle-Sakko, braune Aktentasche. Zwischen zwei Autos ist  noch reichlich Platz, und er fährt rückwärts in diese Lücke. Allerdings nicht mittig, sondern extrem knapp neben das Auto rechts von ihm. Er steigt aus, besieht sich die Situation (auf seiner Fahrerseite sind etwa zwei Meter Platz zum nächsten Fahrzeug), öffnet nochmals die Fahrertür - und holt einen Fotoapparat aus dem Handschuhfach. Dann fotografiert er die beiden Autos nebeneinander mehrmals aus verschiedenen Perspektiven, packt das Gerät wieder weg und eilt zu seiner S-Bahn.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. So kann man diesen anstrengenden Zeitgenossen wenigstens gut aus dem Weg gehen. Was allerdings immer schwieriger wird, täglich werden es mehr. Und kein Schild weit und breit, das mich hoch über allem schweben lässt. Manchmal fühle ich mich einfach nur müde...

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