Endlich ist sie gesetzlich erlaubt und für alle (reichen) Paare der Garant für das perfekte Kind: die Präimplantationsdiagnostik, kurz PID. Juhu, wir können unseren Nachwuchs künftig nicht nur nach dem Terminkalender zeugen und gebären, wir können ihn auch gemäß unseren Vorstellungen schon vor der Geburt wunschgemäß selektieren. Offiziell geht es vor allem um Gendefekte. Aber was wird tatsächlich selektiert, was ist hundertprozentig sicher, was ist wirklich nötig? Und was bringt uns das Ganze?
Deutschland mausert sich laut jüngster UNO-Studio in puncto Kindern zum Entwicklungsland. Betroffen sind beileibe nicht nur sozial schwache Familien, wo der Nachwuchs ohne Frühstück aus dem Haus muss. Ich lebe im reichen Oberbayern. Trotzdem hat mein Sohn von der ersten bis zur vierten Klasse keinen richtigen Sportunterricht. Es gibt nämlich keine Sporthalle an seiner Grundschule, auch nicht in der Nähe. Über 400 Schüler teilen sich einen kleinen Gymnastikraum, der wegen diverser Veranstaltungen (Feiern, Ausstellungen, Blutspenden, Bürgermeisterwahl, Schuhverkauf) überdies regelmäßig gesperrt wird. Zum Ausgleich gibt es gelegentliche Schwimmbadbesuche im Sommer respektive Eislaufen im Winter. Das wiederum bedeutet: eineinhalb Stunden Fahrtweg für dreißig Minuten körperliche Betätigung. Unsere Zukunft sind nun genetisch vollkommene Kinder. Der Aufwand, der für die Erzeugung getrieben wird, sinkt unmittelbar nach der Geburt auf Null. Groß wird der Nachwuchs mit Fernseher und Playstation. Übergewichtig und sprachbehindert, dafür garantiert nicht gefährdet, mit siebzig Hodenkrebs zu bekommen oder einen Schlaganfall mit achtzig.
Ich frage mich, wie die Gattung der Hominiden die letzten dreißigtausend Jahre überlebt hat.
Aber natürlich soll alles maßvoll ablaufen! „Man kann nicht eine Eigenschaft durch eine andere austauschen, sondern den Embryo nur so nehmen, wie er ist. Wer ein blondes Kind mit braunen Augen und mit einer hohen Intelligenz möchte, muss schon sehr viele Embryonen herstellen, um am Ende die gewünschte Kombination zu finden.“ (Hamburger Abendblatt)
Es gibt immer wieder Geschichten von gezüchteten Menschen und dabei entstehendem genetischen Abfall. Was 1997 in „Gattaca“ pure Science-Fiction war, ist seit wenigen Tagen amtlich genehmigt und zukunftsweisend. Allerdings stellt sich doch die Frage, ob die Anlage zu einer Krebserkrankung uns zu genetischem Abfall macht oder unser Verhalten. Ich bin sicher, Ärzte, die einer alleinerziehenden Mutter mit sechs Kindern zusätzlich noch ACHTLINGE ermöglichen, sind zu allem fähig. Wer so wenig ethisches Gewissen besitzt, produziert Milliarden von Embryonen, bis der südafrikanische Minenbesitzer endlich seine goldblonde blauäugige hochbegabte Modell-Tochter hat.
Epilog: Die wiederum verliebt sich mit achtzehn in einen geisteskranken Sadisten und wird samt ihrer ganzen degenerierten Sippe aus dem Evolutionskapitel „Menschheit“ ausgelöscht. Das ist dann die wirkliche Selektion von genetischem Sondermüll, ätsch!
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