Es ist immer wieder erstaunlich, was man findet, wenn man lange genug sucht. Zum Beispiel habe ich nach etlichen Stunden Profi-Surfen bei Google, Yahoo & Co. erfahren, dass ein gewisser Herr Dr. Volker Kefer bis 2006 langjähriger Siemens-Manager war.
Siemens ist das Unternehmen, bei dem die Deutsche Bahn Züge bestellt, die nicht geliefert werden. Nach der letzten Verschiebung des Liefertermins auf den Sankt Nimmerleinstag verkündete der Technik-Vorstand der Deutschen Bahn AG im Radio, dass das überhaupt nichts ausmache und der Bahnkunde keinerlei Schwierigkeiten zu erwarten hätte, weil die Züge nicht dringend benötigt, sondern reine Reserve-Anschaffungen seien (O-Ton Bayern 5 aktuell, Ende November 2012).
Der Technik-Vorstand heißt Volker Kefer. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt! Und gut, dass die Fahrpreise rechtzeitig erhöht wurden, um Züge anzuschaffen, die niemand braucht. So ähnlich scheint ja insgesamt das Vorgehen der DB zu sein... Die bestellten Nahverkehrszüge sind wahrscheinlich auch reine Wertanlage. Ausrangierte Wagen und Loks hingegen werden gründlichst verschrottet, bevor sie die private Konkurrenz aufkauft und generalüberholt. Könnte ja sonst passieren, dass ein ernstzunehmender Wettbewerb entsteht. Das wollen wir uns doch nicht mal im Traum vorstellen!
Natürlich kann die Bahn im Moment keinesfalls sagen, was an Schadenersatz für die verspätete Lieferung nicht fällig ist. Ist ja alles bestens, und Probleme gab es in der Vergangenheit so gut wie nie. Hüstel. Die jüngste Milliarden-Forderung von Herrn Dr. Kefer an den Staat für die Instandhaltung des Schienennetzes in Deutschland liegt auch ganz bestimmt nicht daran, dass Geld fehlt oder falsch verplant wird! (Nebenrechnung: Der Berliner Debakel-Flughafen hat sich bei den Baukosten bisher verdoppelt auf 3 Milliarden Euro. Für Stuttgart 21 ist noch kein einziger Meter gebohrt oder ausgehoben. Die Kosten betragen aber jetzt schon 6 bis 10 Milliarden Euro, wahrscheinlich sogar mehr.)
Herr Grube wiederum hat nach der vorzeitigen Verlängerung seiner Amtszeit als Bahnchef nicht nur für die nächsten fünf Jahre sein Schäfchen im Trockenen, sondern auch für unbestimmte Zeit danach. Dann nämlich geht es für ihn weiter zur EADS. Die ist eher auf den Luftverkehr eingestellt. Ein paar Missgeschicke während seiner Arbeit für die Schiene dürften dann wohl als Zusatz-Qualifikation vom künftigen Arbeitgeber gewertet werden.
Solche Zusammenhänge werden in den meisten Artikeln ausgespart. Vielleich aus Platzgründen. Spitzt nicht gerade ein Journalist wie Arno Luik die Feder, erfährt man die wichtigen Informationen erst in Foren und Kommentaren - selten jedoch in den Medienberichten selbst, die ein paar schöne Sätze von den Profi-Marktschreiern zitieren und viel Spekulationen drum herum basteln.
Zum Beispiel gibt es noch die österreichische Porr AG. Das ist eine Baufirma, die in den vergangenen Jahren ein bisschen Ärger vor Gericht hatte (und immer noch hat). Inzwischen wurden Aufsichtsrat und Management neu durchgewürfelt und die eine oder andere Spielfigur ausgetauscht. Börse-express empfiehlt die Anleihe nur „sehr risikobewussten Anlegern“. Immerhin versucht das Unternehmen gerade, sämtliche Immobilien loszuschlagen, um sich noch ins Jahr 2013 zu retten. Salopp ausgedrückt könnte man sagen, die Firma befindet sich in einer Schieflage.
Warum ich das erwähne? Porr ist das einzige Unternehmen, das sich - nach mehreren erfolglosen Ausschreibungen - im Jahr 2012 bereit erklärte, für S21 einen Tunnel zu graben, unter dem Werk von Mercedes Benz hindurch. Die Arbeiten sollen im März 2013 starten. Wenn es die Porr Gruppe bis dahin noch gibt. Die anderen Aufträge sind übrigens an ähnliche Unternehmen vergeben. Bestgeplant, durch und durch.
Frau Merkel sollte allmählich hausintern ein paar Rettungsschirme aufspannen: Für die Finanzierung von Stussgart 21, für die Rettung der Porr-Gruppe (sind wir nicht alle ein bisschen Österreich), und für die Deutsche Bahn. Ach nein, geht ja nicht, die ist Staatseigentum. Damit wenden wir uns wohl am besten an unseren starken Mann in der EU. Lieber Herr Öttinger, hier haben Sie endlich Gelegenheit, Ihre als Kommissar gewonnenen Kenntnisse hinsichtlich überflüssiger Infrastruktureinrichtungen in Europa mit privaten Interessen und denen von Deutschland zu verbinden: Ein europäischer Rettungsschirm für neue Schienen, Züge und die Magistrale Paris - Bratislava sowie das Immobilienprojekt „Schlossallee“. Bis 2040 sollte die Stuttgarter Innenstadt wieder halbwegs aufgebaut sein, geschätzte Kosten 30 Milliarden Euro. Oder darf‘s ein bisschen mehr sein? Wir haben es mit korrekten Zahlen ja nicht so, siehe Schmiedel, Dietrich, Grube, Kefer, Gönner, Hauk, Mappus, Merkel, Mehdorn, Wowereit, Wulff, von Boetticher ...
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