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Donnerstag, 20. Februar 2014

Rätsel

1. Was ist das?

Ein Parkplatz für 5½ Autos, belegt von drei Kleinwagen - was ist das?

Lösung: Abholzeit am Kindergarten!

2. Wie lange benötigen zwei Personen, ein Erwachsener und ein Kind, um während der Parkplatz-Rushhour in ein fünftüriges Auto einzusteigen und wegzufahren?

Sehr, sehr lange: Während des Weges zum Auto werden Vögel beobachtet, Schnecken gezählt und Spielverabredungen mit mindestens vier Kindern getroffen. Auch die Durchsicht des vierseitigen Elternbriefes sowie der heute erstellten dreißig Gemälde lässt sich am besten in der Kurzparkzone erledigen, während andere Eltern mit laufendem Motor auf einen freien Stellplatz lauern. Gefühlte Stunden später folgt der große Augenblick. Das Kind steigt ein, die Mutter zählt noch Ameisen am Boden und in der Luft - und dann klopft Mama an die Scheibe des voreiligen Sprosses, öffnet die bereits geschlossene Tür, lässt Junior wieder aussteigen, WEIL...  Da hat Mama ja so was Spannendes und totaaal Wichtiges zu zeigen, Bildung zum Anfassen quasi: Gemeinsam betrachten beide andächtig den Sahara-Staub, der sich beim letzten Regen sichtbar auf Straßen, Häusern, Fenstern, und natürlich den Autos unserer Stadt niedergeschlagen hat. Ich sehe ein, das hat höchste Priorität. Der gelbe Dreck ist ja erst seit zwei Tagen zu sehen und zuhause unmöglich zu erkennen. Überhaupt, Bäume, Vögel, Sahara-Staub, alles ist daheim weg; und das Telefon als Kommunikationshilfe wurde auch noch nicht erfunden. Gut, dass es vernünftige Kinder gibt, die irgendwann sagen, "Mammaaaa, wann fahren wir endlich los?"

3. Wie viel Zeit benötigt eine Person, ein Auto zu verlassen?

Noch länger! Eine andere Kfz-Lenkerin will ihr Auto verlassen. Oder auch nicht. Vielleicht leidet sie unter psychomotorischen Verlustängsten oder Park-Panik-Attacken. Jedenfalls steigt sie aus, geht zur Heckklappe ihres Fahrzeugs und öffnet diese. Darin sind eine große Tasche und mehrere kleine Kistchen. Achtung, es geht los:

Die Fahrerin hängt sich als erstes die große, gut gefüllte Tragetasche um. Dann fängt sie an, im Kofferraum herumzuräumen. Die schicke Tote Bag stört. Sie lässt sie von der Schulter gleiten, stopft etwas aus einem der Kistchen hinein, und hängt den Beutel ordentlich über den rechten Arm. Die Sortieraktion unter der Hecktür wird fortgesetzt. Irgendwie passt es noch nicht. Sie nimmt den Shopper erneut ab, stellt ihn in den Kofferraum, kramt darin herum, holt etwas heraus, tut was hinein, hängt ihn wieder auf die Schulter. Dann wird die große Räumaktion in den kleinen Kistchen fortgesetzt. Ich staune, wie kompliziert die Verwaltung von Handtasche und Kistchen sein kann. Oder ist das eine Zwangsneurose, die als Zeichen von Hyperintelligenz gilt? Es geht weiter: Abermals wird gekramt, bis die Henkel oberarmabwärts rutschen. Nochmals wird abgestellt, gekramt. Raschel, such, räum, Tasche hoch, Tasche runter - der Comic setzt sich fort, und mich beschleicht das ungute Gefühl, ich bin in einer Zeitschleife gelandet! Soll ich weitererzählen?

Und wenn sie nicht gestorben sind, stehen sie heute noch in der Kurzparkzone und sorgen dafür, dass die geschlossene Abteilung des hiesigen Krankenhauses gut ausgelastet ist.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Mut zur Séance!

Mein PC zuhause schält sich regelmäßig selbständig ab. Es passiert stets nach dem gleichen Schema: Er rauscht laut auf, fiept einmal kurz, der Bildschirm wird schwarz, und dann ist er aus. Einfach so. Ohne Rücksicht darauf, ob der Film, der gerade im DVD-Laufwerk liegt, an einer superspannenden Stelle ist (hört Adrienne ihren Rocky?) oder ob im Sport-Livestream der Herren-Abfahrt gerade ein Athlet zu stürzen beginnt... Der Rest ist schwarzes Schweigen. Kein Update, keine Defragmentierung hilft, nur geduldiges Warten und dem Gerät gut zureden. Erst dann lässt er sich wieder hochfahren.

Ja, richtig gelesen: gutes Zureden hilft.

Hiermit oute ich mich offiziell als Feenistin: Ich bin der festen Überzeugung, Maschinen haben eine Seele - oder es sitzt jemand drin mit einer solchen. Am Anfang meines Erwachsenenalters habe ich das für mich behalten; man gilt schnell als überspannt, wenn die eigene Überzeugung nicht der gängigen BILDung entspricht. Heute weiß ich, ich bin nicht allein. Manchmal höre ich nach einem vertraulichen Dialog mit dem Multifunktionskopierer im Büro erleichtertes Seufzen und das geflüsterte Bekenntnis, dass noch mehr Angehörige der Gattung Homo sapiens sapiens mit Geräten kommunizieren. Nicht mithilfe von Geräten, sondern mit den angeblich seelenlosen, toten Instrumenten unserer Zivilisation selbst. Bin ich verrückt?

Sehen wir doch mal bei unseren Nachbarländern in die (Aber-)Glaubensschublade. Die Naturvölker sind außen vor. Wer an das Seelenleben von Tieren und Pflanzen glaubt, wird im Zeitalter von Problembär Bruno und Eisbär Knut selbst bei uns kaum noch als Spinner abgetan. Ganz im Gegenteil: Es gibt Pflanzenflüsterer und Floristik-Ratgeber, die mit Mozarts Unterstützung die schwächelnde Zimmerpalme zum Wachstum animieren. Die Praxis der hiesigen Hunde-Psychologin liegt in der teuersten Ladenmeile. Und Pferdeflüsterer sind dank Robert Redford so angesehen wie Mitglieder des Hochadels. Aber wer gibt schon eine Abneigung gegen einen Drucker zu? Existieren launische Kopierer? Oder gar Verkehrsampeln mit Eigenleben? Wer an Feen, Zwerge, Trolle oder sonstige mythische Figuren glaubt, ist fein raus. Der Ire beschuldigt einen Leprechaun, wenn das Auto an der roten Ampel aus- und nicht wieder angeht. In Schweden und Dänemark kann man Trollen etwaige Missgeschicke anlasten. Und 60 Prozent der Isländer glauben an Elfen, weitere 30 Prozent halten ihre Existenz immerhin für möglich. Das Bauamt von Reykjavik hat deshalb sogar eine Elfenbeauftragte.
Leider ist die germanische Mythologie bei uns fast komplett aus der Kultur gerutscht. Im europäischen Kontext gesehen bin ich ganz normal, wenn ich an kleine Geister glaube, die in Computern, Kameras, Autos und sonstigen Apparaten sitzen und gelegentlich unsere Aufmerksamkeit einfordern.
Und meine Erfahrung ist: Reden hilft! Ein längjähriger Feldversuch hat ergeben, bei technischen Instrumenten funktioniert es sogar besser als bei Menschen. Will mein Auto partout nicht anspringen, hilft ein bisschen Geduld und gutes Zureden fast immer. Hat irgendjemand schon mal erfolgreich ein bockiges Kind durch gutes Zureden kuriert???


„Warum druckt der jetzt nicht“, ist einer der häufigsten Sätze in deutschen Schreibkammern. Fragen Sie den Drucker beim nächsten Mal doch einfach direkt, warum er den Dienst verweigert. Ich lasse mich auch nicht gern bevormunden. Und sagen Sie viele Grüße von mir.