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Mittwoch, 3. November 2010

High Noon in Deutschland

Die Uhr nähert sich der zwölften Stunde. Die Unruhe im Raum steigt überproportional zum vorrückenden Sekundenzeiger an. Der Geräuschpegel schwillt vom üblichen Summen an zu lautem Rufen und Kreischen. Nein, es ist nicht die Geisterstunde. Es ist Mittagszeit in deutschen Büros. Dabei ist es völlig wurscht, ob in einer Bank, in einer Spedition, in einer Agentur oder in einem Verlag. Ich habe Hunger und darf nicht mit. Das ist das harte Los der Teilzeitkräft. Schnief. Dafür verschwinde ich unter den neidischen Blicken meiner Kollegen am frühen Nachmittag. Was zwar grundsätzlich eine schöne Sache ist, die eigentliche Problematik jedoch nicht entschärft: Alles geht zum Essen - nur ich nicht. Ich darbe an meinem Arbeitsplatz und beobachte den Sekundenzeiger, der für mich im gefühlten Minutentakt vorwärts marschiert. Zeit ist eine merkwürdige Einrichtung. Jeder hat seine eigene, Stunden werden nach Bedarf hin- und hergeschoben und das Foucaultsche Pendel ist doch eigentlich der einzig zuverlässige Zeitmesser. Nur: Welcher Zeit? Meine Zeit jedenfalls ist fast um. In welcher Hinsicht lasse ich jetzt dahingestellt, das weiß man ohnehin nie genau. Als dann: Gute Zeit.

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