... und die schier unglaublichen Hindernisse, die einem hierbei im Wege stehen, machen mir immer wieder zu schaffen. Zu alt, unterqualifiziert, überqualifiziert, zu wenig Erfahrung, mangelnde Flexibilität, zu wenig Ehrgeiz oder zu viel, wer kennt das nicht aus Personalgesprächen vor oder während einer Beschäftigung? Es ist wie bei Sisyphos: Man bemüht sich, rollt den Stein bis kurz vor das Ziel - um dann doch wieder bei Null anzufangen. Oder sich gar sagen zu lassen, man hätte den Wert derselbigen. Als Frau - und hier spreche ich aus langjähriger eigener Erfahrung - ist es besonders schwierig. Am besten hält man den Mund und stellt sich dumm. Gut ausgebildet und ehrgeizig ist die verhängnisvollste Kombination. Was Männern als ambitioniert und zu deren Vorteil ausgelegt wird, gilt bei einer Frau als höchst verdächtig und unbedingt zu vermeiden. Mein Tipp an alle Frauen: Sagen Sie in einem Vorstellungsgespräch nie, NIEMALS die Wahrheit über Ihre Wünsche und Ziele. Ich weiß das. Ich befinde mich oft genug auf der anderen Seite. Also auf der, die über etwaige Neueinstellungen entscheidet. Kein Chef, oder jedenfall die allerwenigsten, wollen Leute einstellen, die selbst denken. Das ist nicht gefragt. Sonst kann man später nicht glückselig mosern, man dürfe von seinen Mitarbeitern nicht erwarten, sie zeigten Eigeninitiative oder gar Interesse, wenn etwas schief geht.
Am besten kommen diejenigen unter, die von Natur aus mit einer gewissen Einfalt des Geistes gesegnet sind. Am zweitbesten die, die verlogen und opportunistisch sind. Und das meine ich nicht böse, auch wenn es so klingt. Verschlagenheit ist angeboren oder antrainiert, um besser durch oder voran zu kommen. Das Tragische ist, es funktioniert. Eine ehemalige Kollegin, weder besonders klug noch fachlich eine Koryphäe, fällt trotz diverser Firmenpleiten ihrer Arbeitgeber immer wieder auf die Füße und nebenbei die Karriereleiter hoch. Es ist zum Heulen, denke ich an schlechten Tagen. An guten wünsche ich ihr einfach nur die Pest an den Hals. K. H., vielleicht liest du diese Zeilen und fällst in Ohnmacht. Schön wärs. Allerdings ist das wohl zuviel verlangt. Die Frage ist, warum leben wir in einer Gesellschaft, in der die Lüge mehr wert ist als echtes Engagement?
Allein diese wunderbaren Absagetexte, die man auf eine Bewerbung erntet (und die ich selbst fast täglich verfasse): Wir bedauern, dass wir Ihnen heute bla bla, leider können wir Sie nicht berücksichtigen bla bla, anderweitig entschieden und so weiter. Den meisten Bewerbern, schätzungsweise 90 % oder mehr, wäre mit offenen Worten deutlich besser gedient. Doch, den emsigen Juristen dieses Landes sei dank, anstatt jemanden darauf hinzuweisen, dass er sich in eine völlig falsche Richtung orientiert, vielleicht sogar teure private Fortbildungen bezahlt, die negativ bewertet werden, lässt man alle hübsch in dem Glauben, dass es eben gerade nicht passt. Mit Betonung auf "gerade". Dass die Stellenangebote im Vorfeld so irreführend formuliert sind, dass es an ein Wunder grenzt, überhaupt ein oder zwei passende Bewerber zu finden, will ich dabei schon gar nicht erwähnen. Mal sehen, wo uns die aktuelle Wirtschaftskrise hinführt. Vielleicht gibt es irgendwann eine Trendwende hin zu mehr Aufrichtigkeit und besseren Chancen für Querdenker. Ich würde es mir und all den anderen begabten Antikörpern wünschen! Ich bleibe auf jeden Fall dran und suche weiter nach jemandem, der mich haben will. Das ist übrigens mein dritter Vorsatz fürs neue Jahr. Die anderen beiden? Regelmäßig schwimmen gehen und Freundschaften besser pflegen :-)
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