Eines vorweg: Ich hasse Aufräumen! Nur: Unübersichtliches Chaos ist noch schlimmer. Also verbringe ich durch persönliche Umstände (3 Männer im Haus) und einen unglücklich gewählten Beruf (Kindermädchen für Erwachsene) geschätzte neunzig Prozent meiner Zeit im Wachzustand damit, Ordnung zu schaffen. Um nicht in tiefste Depressionen angesichts dieser katastrophalen Schieflage meines Lebens zu geraten (ICH WEISS, DASS ICH SELBST SCHULD BIN), mache ich es mir gern möglichst gemütlich dabei. Red Hot Chilli Peppers beim Staubsaugen, alternativ auch gern Offspring, die beste Frustmusik überhaupt. Für weniger energiereiche Sachen wie Spielzeug einsammeln, Staubwischen oder tonnenweise Hefte und Prospekte sortieren schätze ich französische Chansons von Carla Bruni, Zaz, oder was die heimische Medienbibliothek sonst so hergibt. Dann denke ich an Südfrankreich im Spätsommer, blühende Lavendelfelder und prächtige Weinberge. Die Welt ist nicht mehr schrecklich, sondern wunderschön und pastellfarben, wie die Schlussszene von "Ein gutes Jahr".
Und manchmal finde ich bei diesen Räum-Aktionen richtige Schätze. Vergessene Bücher aus Studienzeiten, alte Fotos, Kleinode der Vergangenheit. Bei mir war es heute eine dieser Gratis-Postkarten, die früher in jeder Kneipe auslagen, mit witzigen Motiven und Werbung. Sie war wohl ein Lesezeichen, aus aus einem Buch herausgefallen, und auf den ersten Blick fürs Altpapier bestimmt. Auf dem Weg zum Papierkorb habe sie umgedreht und musste schmunzeln. Sie wird sie mir hoffentlich noch viele Male beim Aufräumen in die Hände fallen:
Die Karte ist mit Leopardenmuster bedruckt und mit einem Zitat von Luis Buñuel (1900-1983):
"Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!"
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