Manchmal träume ich von der Zukunft. Dabei geht es nicht um die nächsten fünf Jahre, sondern um unbestimmte Zeit, das Irgendwann. Es gibt zwei Versionen:
1. Ich bin durchgedreht, marschiere wild gestikulierend herum und erzähle den Passanten unzusammenhängendes Zeug. (Vielleicht rede ich auch nur mit mir selbst, das Ergebnis ist wohl das gleiche.)
2. Ich bin eine weißhaarige alte Frau und amüsiere die Pfleger im Heim mit meiner Suche nach Kuscheltieren, Schlüsseln und was kleine Jungs und erwachsene Männer sonst so verlegen.
Derzeit ist Variante 1 die wahrscheinlichere: Ich grüble und grüble und verstehe einfach nicht, warum Persönlichkeiten wie Margot Käßmann und Karl Theodor zu Guttenberg erst systematisch ruiniert und danach für ihre Konsquenz gelobt werden.
Sie haben Mist gebaut: Abschreiben ist nicht in Ordnung. Alkoholisiert Auto fahren ebensowenig. Aber mehr war es nicht! Und wegen solcher Lappalien Aufruhr und ein Revival des Märtyrertums? Keines der beiden Vergehen wird bei den Todsünden aufgeführt. Nicht einmal die zehn Gebote sind maßgeblich verletzt.
Ich wähle übrigens niemals schwarz und ich bin nicht evangelisch. Trotzdem könnte ich heulen angesichts dieser Verschwendung von Talent, Energie und Potential. Ja, da jubeln sie, die unerträglichen Moralapostel und Gutmenschen unserer Gesellschaft. Diese beiden waren einfach viel zu gut für uns. Auf jeden Fall besser als die meisten anderen. Mir bleibt der Trost im Rotwein und die ständig wiederkehrende Phantasie einer verwirrten Wanderpredigerin. Naja, eigentlich gar nicht so weit weg von meinem jetzigen Ich.
Vielleicht, wenn die Welt ein bisschen gerecht ist, tauchen demnächst ein paar dunkle Geheimnisse dieser besserwisserischen Sachverständigen und Scheinheiligen auf: in Domina-Studios am Andreaskreuz, bei wilden Orgien mit hübschen Studentinnen, im Wandschrank auf der Sekretärin oder im Beichtstuhl mit ... Egal. Ich fürchte, solange wir solchen Zirkus zulassen und mitmachen, haben wir es einfach nicht besser verdient. Prost.
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