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Montag, 6. Februar 2012

Best of Petropawlowsk-Kamtschatki

Herr Rösler, Wirtschaftsminister asiatischer Herkunft und Chef einer Partei, die es praktisch nicht mehr gibt, verkündet lautstark: Ich stehe für Wachstum! Das ist ein schöner Satz. Offen bleibt allerdings, was wächst. Das Quotentief, der Unmut der Wähler oder seine Familie?
Heidis Peter, der aus der Grube kommt, hingegen steht zuerst einmal für Verlust. Nämlich für den von funktionierenden Schienen und Bahnhöfen. Danach kommen die Baumaßnahmen. Er hat München zum gefühlt tausendsten Mal versprochen, in diesem Jahr "kämen" der neue Bahnhof und die zweite Stammstrecke. Ja, wie kommen sie denn? Per Flugzeug oder Schiff? Mit dem Zug wohl kaum, hahaha. Und warum nur glaubt dem armen Kerl keiner? Die einzelnen Parteien, also Bahn, Stadt und Architekten, näherten sich einander an. München habe einen schönen Bahnhof verdient, es müsse ja nicht der teuerste sein. Sagt Herr Grube. Nein, den bekommt Stuttgart, das haben inzwischen auch Marsbewohner, Eremiten und Untote mitbekommen.
Liebe Münchner, seht euch an, wie lange an Stuttgart 21 herumgebastelt wurde, und welches Ergebnis nach zwanzig (20!) Jahren Planungszeit herausgekommen ist. Ein paar gefällte Bäume, ein halb abgerissenes Bahnhofsgebäude, ein paar Millionen Euro mehr auf dem Konto von einigen wenigen und viel Zorn und Ärger für alle anderen. Die Genehmigungen sind bis heute nicht alle erteilt. Und was passiert, wenn in porösem Erdreich ein Bahnhof und viele Gleise verlegt werden, weiß kein Mensch. Vielleicht erfahren wir es irgendwann, vielleicht aber auch nie. Bisher traut sich keiner, zu bohren. Das Grundwasser geht einfach nicht so schnell rauszupumpen, wie es nachläuft.
Bei vorsichtiger Schätzung erwarte ich den Neubau des Münchner Bahnhofs zwischen 2050 und 2100. Die Stammstrecke kommt möglicherweise früher. Ein Oberbürgermeister, der selbst im Außenbereich wohnt und S-Bahn fährt, und los gehts. 
Was die Deutsche Bahn anbelangt, die bleibt ein hoffnungsloser Fall. Zurzeit spielen sie wieder eifrig Roulette, unsere Stellwerk-Eulenspiegel. Jeden Morgen erhalte ich unzählige Meldungen von Verspätungen wegen gefrorener Türen, Weichenstörungen, Notarzteinsätzen, belegten Gleisen und so weiter. In meinen Mail-Account, versteht sich. Die Informationsflut auf den Bahnhöfen und in den Zügen ist deutlich geringer. Sie liegt nach wie vor bei ungefähr Null. Der wunderbare Streckenagent sorgt hingegen regelmäßig dafür, dass das eMail-Konto wegen Überfüllung geschlossen wird.
Nur gut, dass endlich ein bisschen Winter ist, weil sich damit das Repertoire an Ausreden für ausgefallene und verspätete Züge deutlich erhöht. Oder kam es tatsächlich so überraschend, das kalte Wetter? Im Februar. Mit Minusgraden. Damit konnte doch wirklich keiner rechnen.
Wahrscheinlich veröffentlicht die Bahn demnächst eine Pressemeldung, wie pünktlich sie ist; praktisch nie verspätet, viel besser als früher, mit ausgezeichnetem Service und der Einsicht, dass nichts mehr besser werden kann, weil alles schon so hervorragend ist. Dass der Bahnhof München Ende 2012 fertig gestellt sein wird, Stuttgart 21 im Jahr darauf und den Transrapid könne man auch noch unterbringen, ganz ohne Mehrkosten.
Woran erinnert mich das nur? Ein Déjà-vu. Leider komme nicht darauf, in welchem Zusammenhang.
Ich sehe mir zur Ablenkung jetzt „Goodbye Lenin“ an. Vielleicht fällt es mir dann ein.

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