Wir wachen morgens in einem eiskalten Schlafzimmer auf, können ohne Hausschuhe oder warme Socken nachts nicht auf die Toilette, wir verlassen das Haus in finsterster Nacht (halb acht), und wer bei Tageshöchstwerten um die 4°C noch keine Erkältung weg hat, ist entweder Saunabesitzer oder tot. Und trotzdem haben wir, man höre und staune, noch immer Sommer. Vielleicht nicht auf dem Kalender. ABER NACH DER UHR.
Jedes Jahr im März fluche ich mehrere Wochen am Stück über chronischen Schlafmangel, Dauermüdigkeit und einen Migräneanfall nach dem anderen, weil ein paar Siebengscheite vor dreißig Jahren allen Ernstes auf die Idee gekommen sind, so könnte "das Volk" jede Menge Zeit und Energie sparen. Fazit: Es müssen Menschen ohne Kinder, ohne Tiere und ohne Verstand gewesen sein. Es ist so! In anderen Länder, wo Millionen arme humanoide Versuchskaninchen ähnlich gelitten haben wie ich, wurde das Experiment längst als gescheitert ad acta gelegt. Nun, wir sind leider Teil des diszipliniertesten Landes auf Gottes schöner Erde. Und Disziplin gepaart mit Sturheit ergibt eine geradezu tragische Mischung. Das müsste jeder wissen, der die Geschichtsstunden nicht komplett verpennt hat. (Ich ahne es: nur ich...)
In wenigen Tagen bekomme ich die Stunde zurück, die man mir vor sieben Monaten genommen hat, ohne mich zu fragen. Dann werde ich ordentlich ausschlafen, mich nachmittags um vier wundern, dass es schon dämmert. Und nach wenigen Tagen ist alles ganz normal. Ohne Jetlag. Wann schafft endlich jemand diesen Mist ab? Warum kommt kein profilierungswütiger Anwalt auf die Idee, Zeitdiebstahl als eine Regelung wider die guten Sitten vor Gericht zu bringen. Stuttgart 21 nehmen wir bei der Gelegenheit mit, gell, Herr Mappus. Die Prämissen sind die gleichen: Jede Menge Sturheit für ein sinnfreies Unterfangen. Na dann: Gute Nacht!
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