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Donnerstag, 26. Mai 2011

Wünsche - und das wahre Leben

Frauen wünschen sich
  1. einen Spiegel, der schlank macht
  2. leckeres Essen ohne Zucker und Fett
  3. die Traumschuhe in 38 zum halben Preis
  4. die perfekte Handtasche: klein, elegant, übersichtlich und doch groß genug für all den lebenswichtigen Kleinkram, der täglich mit muss 
  5. vom Partner ein Kompliment über das Aussehen (auch wenn der Zahn der Zeit in Kooperation mit der Schwerkraft gewisse Spuren hinterlassen hat ... Wir tun wirklich unser Bestes, oder?)
  6. bei Muttertagen, Geburtstagen oder Ähnlichem eine hübsche Kleinigkeit, die den Wert symbolisiert, den wir für unsere Familie haben
  7. vom Chef eine ordentliche Gehaltserhöhung als verdiente Anerkennung der guten Leistungen
  8. von den Kindern einen freiwilligen Kuss und zur Begrüßung ein strahlendes Lächeln

Frauen bekommen
  1. von ihren Kindern ein mürrisches „Och man“ zur Begrüßung und eine filmreife Flucht vor mütterlicher Zärtlichkeit
  2. eine Lobrede auf die Arbeit jener Kollegin, die nichts auf die Reihe bekommt; und einen kostenfreien Hinweis auf die Wirtschaftskrise
  3. Kochtöpfe, Werkzeug, eine Dampfbügelstation, Gutscheine fürs neue Fitness-Studio, das ultimative Patent zur unfallfreien Behebung der nächsten Rohrverstopfung, das neueste World of Warcraft 22.2 für die Playstation („spielen wir dann alle zusammen“) oder einen selbstgedruckten Gutschein über den Besuch der nächsten Heim- und Handwerkermesse in der Stadt
  4. nasse Augen vor dem Kühlregal, wenn sie den Harzer-Käse in den Korb legen anstatt des Le Rustique
  5. Komp ... Komp ... Kompetente? Komplizierte? Konfekte? Komponente? Komplementär?
  6. Schöne Taschen sind nicht praktisch; praktische Taschen sind alles, nur nicht schön. Trotzdem geben wir die Hoffnung nicht auf. Deshalb werden es immer mehr ... Noch Fragen?
  7. Schuhe Größe 38 gibt es nicht, niemals, NEVER im Angebot.
  8. Und die Sache mit dem Spiegel? Ha, so entstehen Märchen: Heute gibt es 1.000 Schneewittchens zwischen hier und den 7 Bergen. Das muss er uns gar nicht extra erzählen! Allein die Erinnerung an das Bild, das er uns ein paar Jahre früher gezeigt hat, lässt einen doch manchmal schier in Tränen ausbrechen in dieser beautylastigen Zeit.
Doch auf Regen folgt Sonne. Die Woche endet wider Erwarten mit einer Entschädigung für die erduldete Schmach. Für fünf Jahre Sklavendienst am Ruder habe ich einen Gutschein bekommen, der wundervolle Dinge ermöglicht. Zum Beispiel Wrestling-Training (ca. 2 Stunden, Köln), Kamelreiten (Körpergewicht nicht über 130 kg, Berlin), Jodelkurs (8stündig, gute Kondition erforderlich) oder einen Insektenkochkurs (2 Stunden ohne Jagd, Tautenhain - wo immer das liegt).
Er läuft in einem Monat ab, ich muss mich also sputen. Bericht folgt in Kürze.

Montag, 23. Mai 2011

Der Do-it-yourself-Bausatz „Bahnterror“

In Berlin fallen wegen eines Kabelbrands viele S-Bahnen und Züge aus. Die Bahn arbeitet an der Behebung des Schadens. Leider kommt erschwerend hinzu, dass seit vielen Monaten ein (logischerweise) äußerst abgespeckter Notfahrplan umgesetzt wird (desolate Strecken, alte Züge etc.), und die GDL sich nach wie vor im Streik befindet. Die Fahrgastinformation hat übrigens - wie kann es anders sein - ebenfalls versagt.
Also wenn München mir wie der hinterste Zipfel Sibiriens erscheint, wie fühlen sich dann die Berliner? Vielleicht haben wir doch mehr gemeinsam, als ich bisher dachte. Falls dort überhaupt noch ein Zug fährt...

Während des Wartens auf die S-Bahn, (also die eine, die nicht ausfällt, mit zwanzig Minuten Verspätung einfährt und tatsächlich anhält), kommt man mit anderen Wartenden ins Gespräch. Leiden eint. Beim jüngsten Zugausfall, Durchsage „Stau auf der Stammstrecke“, vermutete ein Reisender, dass diese Erklärungen mittels Roulette ausgelost werden. Statt auf Zahlenfelder rollt die Kugel auf „Stellwerkstörung“, „Oberleitungsschaden“ und Ähnliches.
Die Bahn vermutet als Ursache des Brandes in Berlin übrigens einen Anschlag und schließt terroristische Absichten nicht aus.
Ich glaube eher, irgendwo im Pandschab sitzt ein heulender Mullah und verzweifelt an seinem Leben für Allah. Er wollte so gern Gutes tun und in den Dschihad ziehen. Aber diese Ungläubigen machen alles selbst! Sogar den Terror. Und Mr ObL hat sich in Wirklichkeit aus dem Fenster gestürzt. Das Brimborium war nur Show. (Ganz untypisch für die USA.) Sein Dasein war nutzlos wie ein Rettungsschirm geworden.
Ich ziehe mich jetzt unter den stets wirksamen Schutz einer Flasche Primitivo zurück und weine auch. Über die Erweiterung des Pannenroulettes um die Ecken „Grubenunglück“, „Mehdorn-Befall“ und „Peterchens Mondfahrt“.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Vorsicht - Explosionsgefahr!

Heute wollte ich eigentlich über den Inhalt meiner Handtasche erzählen oder über die aktuelle Lage in P.-K., wo sich die Ereignisse überschlagen. Bis mir ein blöder Hund über den Weg lief:

Vor dem Abendessen durften meine Kinder beim Radeln auf dem hiesigen Festplatz noch überschüssige Energie loswerden. Ich saß auf einem Holzstamm in der Sonne und genoss den schönen Tag. Plötzlich raste ein Spitz auf mich zu, tänzelte vor mir hin- und her und kläffte mich bösartig an. Es war keine Aufforderung zum Spielen; die sieht bei Hunden anders aus. Ich blieb sitzen und wartete ab. Gemächlich kam Frauchen samt Tochter angeschlendert, und als sie direkt bei uns standen, sagte die Besitzerin mit gespieltem Erstaunen in der Stimme genau den Satz, den man bei kläffenden Hunden so liebt: „Aber die macht dir doch gar nichts…“
Nein, sie sagte das nicht zu mir über ihren Hund. Sie sagte es zu ihrem Hund – über mich! Stimmt, ich stand nicht kläffend vor der Gruppe. Noch nicht! Ein Schalter in meinem Inneren machte „klick“. Meist geschieht das zuhause, wenn meine drei Männer, alle bestens ausgestattet mit dem Schwerhörigkeitsgen des Y-Chromosoms, sämtlichen Bitten und Aufforderungen gegenüber resistent sind. Dann bekomme ich einen Wutanfall, dass meine Umwelt innerhalb weniger Sekunden einen Tornado für ein laues Lüftchen hält.

Ich stand langsam auf, holte tief Luft - und brüllte zuerst einmal den immer noch bellenden Spitz an. Der verstummte sofort. Das funktioniert eigentlich immer, man muss nur laut genug sein. Der Hund sah mich verdattert an. Dafür setzte Frauchen zu einem empörten „Also“ an. Weiter kam sie nicht. Wenn ich aufgebracht bin, bremst mich nichts mehr (s. o.). Meine Zurechtweisung in Sachen Hundehaltung und Leinenpflicht war deutlich – und nicht unbedingt leise. (Stammt der Mensch eigentlich vom Hund ab?)

Okay, im Nachhinein wäre ein freundlicher Hinweis auf den möglicherweise ein wenig zu verständnisvollen Umgang mit ihrem Fifi höflicher gewesen. Andererseits: Ich mag Hunde – aber ich hasse diese Tölen, die leinenlos durch die Gegend schießen und fremde Leute belästigen. Wahrscheinlich treibt sie gerade ihren Mann in den Wahnsinn mit Dauertelefonaten, in denen sie allen Freundinnen ihr psychotisches Erlebnis mit einer wildgewordenen Tierhasserin klagt.

Ich arbeite übrigens daran, mein Temperament zu zügeln: Ich überlege mir, was ich beim nächsten Mal besser machen könnte... Zum Beispiel: Ich bleibe ganz cool, nehme demonstrativ mein Handy und rufe das nächstgelegene Chinarestaurant an. Oder ein Versuchslabor für die Kosmetikindustrie.
P. S.: Der Bericht über die Handtasche folgt in Kürze. Das ist zum Glück weniger aufregend.

Montag, 16. Mai 2011

Die Schlagzeilen des Tages…

… sind so phantastisch, dass es mir auf der Seele brennt, sie meiner Umwelt mitzuteilen:
Die eine habe ich bei der Online-Ausgabe der „Zeit“ entdeckt: Christian Lindner hat der breiten Öffentlichkeit einmal mehr klar gesagt, wo für die FDP der Barthel den Most holt. Christian Linder, das ist der aufstrebende Jungunternehmer im Porsche. Sagt Ihnen nichts? Das ist der, der sich in den vergangenen Monaten während des Westerwelle-Tsunamis als schnippischer Wadenbeißer bei ungezählten Talkshows zum neuen starken Führer, pardon, zum jungen wilden Helden der Liberalen hochmobbte. Inzwischen ist er Generalsekretär und darf seinen eigenen Mist verzapfen.
Er will ein Zeichen setzen gegen die Ausnutzung des „bürokratisch verholzten Wohlfahrtsstaats“ und deshalb – Spot(t) an – das Elterngeld abschaffen. Diese vier Milliarden Euro pro Jahr könnte man doch viel besser investieren.
Genau! Da hat endlich mal wieder einer die schlimmsten Schmarotzer unserer Gesellschaft enttarnt: Familien. Mit Kindern! Die Bankenkrise, in der wir seit 2007 stecken, und die seither allein in Deutschland über 300 Milliarden Euro verschluckt hat, fällt deutlich geringer ins Gewicht. Ist doch absehbar, dass die Banken das wirtschaftliche Arbeiten irgendwann gelernt haben, wohingegen Sex so schnell nicht aussterben dürfte. Obwohl… Und die 100 Milliarden Euro Griechenland-Hilfe sind sowieso Peanuts. Es geht ja weiter, wie wir wissen.
Wäre ich religiös, würde ich noch heute mindestens hundert Kerzen dafür anzünden, dass Herr Lindners derzeitige Kinderlosigkeit bis in alle Ewigkeit anhält.
Vielleicht auch nur fünfzig Kerzen für Lindner und die anderen fünfzig für Hany Azer. Das war der bisher (von der DB) hochgelobte Prophet, äh, Projektleiter von Stuttgart 21. Der hat vor ein paar Stunden verkünden lassen, dass er zum 31. Mai seinen Job aufgibt. Nein, nicht zum 31. Mai 2020, wenn der Bahnhof fertig sein soll, sondern in zwei Wochen!
Reite kein totes Pferd, kommt mir da spontan in den Sinn. Die Frage ist nur, ist Stuttgart 21 das tote Pferd oder Bahnchef Grube? Der hat ja immer große Stücke auf seinen Chefplaner gehalten. Hany Azer hat allerdings ein paar Probleme mit der deutschen Sprache und der richtigen Ausdrucksweise. (Noch einer.) Auf die Frage von Journalisten, ob die Deutsche Bahn die Kostenberechnung S21 garantieren könne, meinte er, „garantieren ist kein so gute Wort“.
Vielleicht sollten sie einfach mehr an den Formulierungen arbeiten, die Herren von FDP und DB. Das ist sicher das einzige Problem, das sie haben…

Quellen:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-05/lindner-fdp-elterngeld
http://www.ftd.de/karriere-management/management/:bahn-ingenieur-azer-chefplaner-von-stuttgart-21-wirft-hin/60053191.html
http://www.youtube.com/watch?v=PJritWnnCVM

Mittwoch, 11. Mai 2011

Mein Lieblingswitz (eine Erklärung)

Paulchen kommt zu spät zur Schule. Die Lehrerin ist sauer und will ihn hart bestrafen. Paulchen rechtfertigt sich: „Karli hat mich auf dem Schulweg mit Sand beworfen. Den musste ich doch wieder ausschütteln!“
Lehrerin: „Also gut, dann kommst du vor zur Tafel, schreibst fehlerfrei „Sand“, und damit ist die Sache erledigt.

Am nächsten Tag kommt Heinzi zu spät. Die Lehrerin regt sich auf und will eine Erklärung. Heinzi: „Ich war kaum von zuhause weg, da hat mich Karli in eine Regenpfütze geschubst. Ich war ganz nass und musste noch mal zurück und mich umziehen.“
Lehrerin: „Also gut, dann schreibst du jetzt einmal fehlerfrei „Regen“ an die Tafel und die Sache ist erledigt."

Wieder einen Tag später fehlt Mehmet bei Schulbeginn. Als er schließlich kommt, sind seine Kleider schmutzig, und er hat Schrammen im Gesicht und an den Armen. Die Lehrerin will wissen, was passiert ist.
Mehmet: „Karli und seine Freunde habe mir aufgelauert und mich geschlagen und zu Boden geschubst, meinen Ranzen ausgeräumt und die Sachen auf die Straße geworfen. Ich musste erst alles wieder einsammeln und abputzen.“

Die Lehrerin ist entsetzt. „Aber das darf doch nicht sein! Das ist ja Diskriminierung ethnischer Minderheiten. Du Armer! Schreib fehlerfrei „Diskriminierung ethnischer Minderheiten“ an die Tafel, und die Sache ist erledigt.“

Dienstag, 10. Mai 2011

Das rechte Wort zur rechten Zeit

Ich bin sicher, Herr zu Guttenberg hat nicht aus Faulheit abgeschrieben, auch nicht aus Zeitgründen oder mangels tieferem Interesse. Er war es einfach leid, bei jeder These monatelang nach der richtigen, zutreffenden und politisch korrekten Formulierung zu suchen!
Es ist schwierig (das wusste schon Goethe), und es wird immer schwieriger, den rechten Ausdruck zu finden. Wobei ich mich hier auf sehr dünnem Eis bewege. Der rechte Ausdruck - da kann ein sprachlich feinfühlender Mensch bereits politische Färbung unterstellen. Immerhin lebe ich in Deutschland und muss folglich ganz besonders darauf achten, die richtige Farbe, pardon, den richtigen Ton zu erwischen.
Neuestes Beispiel der absurden Wortklaubereien: Es gibt seit vielen Jahren an der Amper einen Platz für fahrendes Volk, wie es lyrisch so schön heißt. Beschildert (und genutzt) als »Landfahrerplatz«. Nun wurde von einem hiesigen Künstler, wohl als weiterer Teil der Vergangenheitsbewältigung, der Vorwurf laut, diese Bezeichnung sei diskriminierend und historisch vorbelastet. Die Frage, die sich unversehens stellt, ist: Wie soll man ihn denn dann künftig nennen, den Platz? Tataa: Die erstgenannte Alternative lautet »Platz für ethnische Minderheiten«.
Wunderbar. Und einmal mehr wird sich die Sängerin Alexandra im Himmel bedanken, dass sie das nicht miterleben muss. »Ethnischer Minderheiten-Junge, ethnischer Minderheiten-Junge, wo bist du, wo sind eure Wagen?« Und nein, das war noch nicht das Ende. Auch dies wurde abgelehnt. Schließlich träte dadurch der gegenteilige Effekt ein, die Diskriminierung ethnischer Minderheiten. Genau das sollten übrigens die ersten Worte meines erstgeborenen Sohnes werden. (Mein Mann hat mir leider mit einem stoisch eingeimpften »Pa-pa« einen Strich durch die Rechnung gemacht.)
Derzeitiger Favorit der betroffenen Bevölkerungsgruppe beziehungsweise deren selbsternannter Interessenvertreter: »Platz für reisende Bevölkerungsgruppen«.


Liebe Holländer, kommt alle nach Dachau. Hier gibt es nicht nur eine weltberühmte historische Stätte, die keinen Eintritt kostet, sondern auch einen Campingplatz gratis! Samt Dixi, Müllabfuhr und Badestelle in der Amper.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Neues aus Petropawlowsk-Kamatschatski

Meine S-Bahn fährt selten, was sage ich, fast nie mehr pünktlich. Daran habe ich mich gewöhnt. Am einfachsten ist es, Anzeigetafeln zu ignorieren, abzuwarten und nur die Beschriftung der Züge zu lesen. MP3-Player und Lektüre sollten in der Tasche bleiben, solange man noch nicht im richtigen Zug sitzt. Das einzige, was ich während der ungewissen Wartezeit zuweilen erledige, sind Nachrichten an Freunde und Verwandte (per SMS). Das geht schnell, lenkt nicht allzu sehr ab und die Fahrt bleibt einzig der Lektüre vorbehalten. Ansagen kommen ohnehin keine, und wenn doch, sind sie veraltet, falsch oder überflüssig.
Jetzt hat die Durchsage von Verzögerungen aufgrund technischer Defekte für mich allerdings ein Gesicht bekommen:
Vor einigen Tagen gab es im Tiefbahnhof München etwa zwanzig Meter neben mir einen Kurzschluss, direkt an der Tunneleinfahrt. Ein lauter Knall war zu hören, jede Menge Funken flogen, und danach war dicke Luft. Es war genau so, wie wenn ein China-Böller unplanmäßig viel zu nahe explodiert. Der S-Bahn-Fahrer, der auf dem Gleis wenige Meter davon entfernt auf sein Abfahrtssignal gewartet hat, dürfte ebenso erschrocken sein wie die übrigen Wartenden, mich eingeschlossen. Allgemeine Ratlosigkeit, die S-Bahn stand – natürlich. Bei den kurz danach folgenden Durchsagen wurde einmal mehr der Oberleitungsschaden bemüht. Es folgte eine mehrstündige Streckensperrung, Notfahrplan auf anderen Gleisen und reichlich Verspätung inklusive. Das kennen wir gut; es passiert mehrmals pro Woche.

Neu an der Geschichte ist der Epilog: Am nächsten Tag war in den Zeitungen zu lesen, es hätte sich lediglich um eine Fehlmeldung gehandelt, die die Streckensperrung auslöste. Es sei ein Kurzschluss vom System gemeldet worden; die Bahnangestellten konnten jedoch trotz eingehender Prüfung keinen Defekt finden!

D a s  gruselt mich mehr als der Kurzschluss selbst.

Der nächste Winter kommt bestimmt. Wer Geld hat, sollte sich unbedingt ein paar Pelze, einen Kachelofen und ganz viel Holz zulegen! Herzlich grüßt Irina aus P.-K.

Montag, 2. Mai 2011

Schrecklich, schrecklich - schick!

Der neue Hang zur Sachlichkeit verfolgt mich. Der derzeit schlimmste aller Trends, leider ebenso allgegenwärtig wie nervig: die Lounge, ausgesprochen "Loooontsch", eine Wortschöpfung, die stark nach Loddar klingt, oder Claudia E., oder wie die Repräsentanten der meinungsbildenden Schicht derzeit heißen. Dahinter verstecken sich unbequeme Sessel und Hocker an viel zu kleinen, viel zu niedrigen Tischen mitten im Raum. Dazu gibt es überteuerten Kaffee, und alle sind wahnsinnig schick und cool.
Anfang des Jahres ist mein Friseur umgezogen. Nach Oberstdorf. Als ich zum ersten Mal von dem geplanten Wechsel erfuhr, habe ich gleich in bester Stalker-Manier nach der Privatadresse meiner Lieblingsfriseurin gegoogelt – für den Fall der Fälle, nämlich den, dass sie ebenfalls ins Nirvana verschwindet. Später folgte die große Erleichterung: Der Besitzer wechselt, der Name auch, die Belegschaft bleibt. Jedoch, nach vollzogenem Chefwechsel, die Erkenntnis: Eine begnadete Scherenakrobatin allein reicht nicht. Mit dem neuen Inhaber zog ein neuer Stil, pardon, Style (dieses Mal in richtigem Englisch ausgesprochen) ein: Juhu, da war sie wieder, die Loooontsch. (Bis auf die unbequemen Möbel jedenfalls.) Alles ist nun schlicht und cool, sogar der Name, und ein güldener Buddha bewacht die Kunden, solange sie unter der Trockenhaube sitzen. Der junge Mann, in dessen Leben es außer seiner Mammaaa, die den Laden finanziert, nie eine Frau geben wird, hat ganze Sache gemacht. Keine käuflich zu erwerbenden Bürsten und Kämme mehr, dafür nur noch das teuerste Shampoo, das auf dem Markt ist. Es gibt sogar eine Getränkekarte - mit Aperol Spritz versteht sich. Zum Ausgleich wurden die Preise um satte fünf bis zehn Prozent angehoben. Lifestyle hat seinen Preis.
Direkt neben dem Friseur ist eine nette Bar. Und Aperol Spritz schmeckt mir wesentlich besser ohne pieksige Alufolie auf dem Kopf und chemische Farbstoffe in der Nase. Einen neuen Friseur finde ich hoffentlich auch bald. Und nach meinem heutigen Live-Erlebnis einer Oberleitungsexplosion im S-Bahnschacht erwäge ich, meinen Blog in „Neues aus Petropawlosk-Kamtschatski“ umzubenennen. Aber das ist eine andere Geschichte.