Kennen Sie Majestix, den Häuptling von Asterix und Obelix, der von seinen Schildträgern regelmäßig fallen gelassen wird und dann mit Sternchen vor den Augen resigniert am Boden liegt? Mir geht es ähnlich.
Diese Woche habe ich Gehaltsabrechnungen verteilt. Die erste Kollegin wollte von mir wissen, warum die Personalabteilung ihren Urlaub falsch berechnet hat. Der nächste beschwert sich, weil die Abrechnungen eine Woche vor der Überweisung kommen, das sei gesetzlich nicht zulässig. Sagt ein Mann, der seinen Acht-Stunden-Arbeitstag um elf Uhr beginnt und um fünf beendet. Und als ich bei einer anderen Kollegin zum fünften Mal um ihren nachträglichen Urlaubsantrag für vergangene Woche bitte, erhalte ich die Antwort, es hinge nicht an ihr, der Antrag läge bei ihrer Vorgesetzten, einer Frau, die praktisch alles verschusselt, was sie in die Hand bekommt. So etwas kostet Zeit. Als ich eine halbe Stunde nach meinem offiziellen Arbeitsende in den Hof komme und mein Auto abholen will, stehen zwei Ölfässer dahinter. Das ist der Lieblingssport unseres Hausmeisters: Wer seine Parkzeit überzieht, bekommt zur Strafe schwere Fässer hinter sein Auto gestellt. (Müßig zu erwähnen, dass er mit Stoppuhr bewaffnet den ganzen Tag über den Platz patroulliert.)
Als ich meinen Sohn vom Kindergarten abhole, weist mich ein Klagebrief im Foyer darauf hin, dass die schlimmen Kinder sich regelmäßig hinter einem Sessel verstecken, der dort für Besucher aufgestellt ist. Der Sessel wird deshalb abgeschafft. Ist der Kindergarten ein Showroom? Oder meint die Leitung, ich empfange dort meine privaten Gäste und vermisse diese Sitzgelegenheit?
Das schönste Erlebnis diese Woche passierte auf dem Bahnhofsparkplatz. Irgendwann kennt man ja die Menschen, die täglich etwa zur gleichen Zeit eintrudeln. Zum Glück! Wenige Minuten nach mir kommt ein roter Nissan Micra in „meine“ Reihe geschossen und parkt stets auf der gegenüberliegenden Seite. Der Fahrer ist ein klassischer Beamtentyp: mausbraune Haare, Seitenscheitel, Schnauzer, schmächtig, Quelle-Sakko, braune Aktentasche. Zwischen zwei Autos ist noch reichlich Platz, und er fährt rückwärts in diese Lücke. Allerdings nicht mittig, sondern extrem knapp neben das Auto rechts von ihm. Er steigt aus, besieht sich die Situation (auf seiner Fahrerseite sind etwa zwei Meter Platz zum nächsten Fahrzeug), öffnet nochmals die Fahrertür - und holt einen Fotoapparat aus dem Handschuhfach. Dann fotografiert er die beiden Autos nebeneinander mehrmals aus verschiedenen Perspektiven, packt das Gerät wieder weg und eilt zu seiner S-Bahn.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. So kann man diesen anstrengenden Zeitgenossen wenigstens gut aus dem Weg gehen. Was allerdings immer schwieriger wird, täglich werden es mehr. Und kein Schild weit und breit, das mich hoch über allem schweben lässt. Manchmal fühle ich mich einfach nur müde...
Gesamtzahl der Seitenaufrufe
Donnerstag, 28. Juli 2011
Freitag, 22. Juli 2011
Abenteuer Wildnis
Ich liebe Abenteuer. Nicht im Büro mit dem Chef und auch nicht im Bumsbomber gen Malle. Ich meine richtige Abenteuer: sich durch einen undurchdringlichen Dschungel schlagen, gegen Raubtiere kämpfen, in 16°C kaltem Wasser schwimmen. Klettertouren ohne Sicherungsseil, bei Dunkelheit in die Wildnis – ohne Licht, Wasser und Nahrung. Überschwemmungen, Hagelschauer, Gewitter unter freiem Himmel überstehen, das gefällt mir. Ich bin eine wilde Amazone, die ihr Fahrrad durch reißende Fluten ans andere Ufer eines Flusses trägt, weil dort der Weg weiter geht.
Und weiter ging es durch den Wald; die dunklen Wolken über mir wurden von den Bäumen verdeckt. Unzählige Trampelpfade, die ich fast alle in zwei Richtungen befuhr, weil der erste Versuch sich als Sackgasse entpuppte und der Weg genau in einem See, vor einem Zaun oder in eine gewaltige Kiesgrube mündete. Irgendwann hatte ich die Orientierung verloren und hinter den Gewitterwolken setzte die Dämmerung ein. Während ich mich aufs freie Feld flüchtete und leicht nervös den Maßstab groß genug zoomte, dass ich Ziel und richtige Richtung so ungefähr anvisieren konnte, setzte der Regen mit großen, schweren Tropfen ein. Höchste Zeit für den Endspurt, mit Brille, ohne Licht. (Für Menschen ohne Sehschwäche: Lassen Sie bei der nächsten Regenfahrt im Auto die Scheibenwischer weg. Das kommt dann etwa hin.) Im Blindflug schoss ich durch eine riesige Schrebergartenanlage, als aus meiner Hightech-Satteltasche der sanfte Klang meines „Old Phone“. ertönte. Eine wohlvertraute Stimme erklärte mir, dass es gerade zu regnen anfinge. Hätte ich fast nicht bemerkt. Just im gleichen Augenblick zuckte ein Blitz vor mir gen Erde.
Fünf Kilometer in zehn Minuten ist keine schlechte Zeit. Ich bin so fit wie lange nicht mehr. Das einzige Problem sind meine Turnschuhe, deren Schnürsenkel sich in der Trommel unserer Waschmaschine verheddert haben.
Und ich weiß genau: Das nächste Abenteuer kommt bestimmt!
Okay, es war ein Bach, und er war nicht reißend. Aber er floss, dafür verbürge ich mich, denn das Wasser war – zum Glück – glasklar. Allerdings war die feuchte Durchquerung nicht direkt geplant. Vielmehr sind das die üblichen Zwischenfälle, zu denen es bei meinen Unternehmungen regelmäßig kommt. Zum Beispiel bei der abendlichen Rad-Tour durchs Hinterland. Mein hellsichtiger Mann hat mich inzwischen gut ausgestattet: eine hochfunktionelle Satteltasche mit Fahrradpumpe, Flickzeug und einer Halterung für Navigationsgerät und Handy. Ich weiß allerdings nicht, ob aus Sorge um mich oder um zwei potentiell mutterlose Kinder.
Die Sache mit dem Bach passierte, als mein Weg laut Navi einen Bach überqueren sollte. Da war aber kein Weg, und auch keine Brücke. Ein paar dicke Äste verbanden die Uferseiten. Natürlich waren die Äste morsch und ich wenige Sekunden später nass bis zu den Knien. Auf der anderen Seite dann der Check: das Navi steckte noch fest in seiner Halterung und die Satteltasche (mitsamt dem teuren Handy) war trocken! Und weiter ging es durch den Wald; die dunklen Wolken über mir wurden von den Bäumen verdeckt. Unzählige Trampelpfade, die ich fast alle in zwei Richtungen befuhr, weil der erste Versuch sich als Sackgasse entpuppte und der Weg genau in einem See, vor einem Zaun oder in eine gewaltige Kiesgrube mündete. Irgendwann hatte ich die Orientierung verloren und hinter den Gewitterwolken setzte die Dämmerung ein. Während ich mich aufs freie Feld flüchtete und leicht nervös den Maßstab groß genug zoomte, dass ich Ziel und richtige Richtung so ungefähr anvisieren konnte, setzte der Regen mit großen, schweren Tropfen ein. Höchste Zeit für den Endspurt, mit Brille, ohne Licht. (Für Menschen ohne Sehschwäche: Lassen Sie bei der nächsten Regenfahrt im Auto die Scheibenwischer weg. Das kommt dann etwa hin.) Im Blindflug schoss ich durch eine riesige Schrebergartenanlage, als aus meiner Hightech-Satteltasche der sanfte Klang meines „Old Phone“. ertönte. Eine wohlvertraute Stimme erklärte mir, dass es gerade zu regnen anfinge. Hätte ich fast nicht bemerkt. Just im gleichen Augenblick zuckte ein Blitz vor mir gen Erde.
Fünf Kilometer in zehn Minuten ist keine schlechte Zeit. Ich bin so fit wie lange nicht mehr. Das einzige Problem sind meine Turnschuhe, deren Schnürsenkel sich in der Trommel unserer Waschmaschine verheddert haben.
Und ich weiß genau: Das nächste Abenteuer kommt bestimmt!
Donnerstag, 14. Juli 2011
Gelegte Eier
Bei uns zu Hause gibt es feste Zuständigkeitsbereiche. Meinem Mann obliegt die Beschaffung des nötigen Kleingelds, mir der Rest. Das lief einige Jahre ganz gut. Bis ich vor ein paar Monaten morgens ohne Essen für meine Kinder da stand. Der geschätzte Gatte war am Vorabend nach der Arbeit mit einem Kollegen beim Sport gewesen. Was machen zwei ehrgeizige Männer, die sonst körperlich nicht gefordert sind? Sie verausgaben sich bis knapp an den Kollaps. Und was machen sie hinterher? Sie fressen weg, was sie finden. In diesem Fall war es der essbare Inhalt unserer Küche. Wenige Stunden später stand ich ratlos vor dem leergeräumten Kühlschrank. Butter pur mag im Krieg wertvoll wie Gold sein, als Brotzeit für Kindergartenkinder taugt sie nicht. Die gefräßige Meute war natürlich längst über alle Berge. Mir blieb der hektische Not-Stopp beim Bäcker, inklusive Kavalierstart und einer unwesentlichen Verspätung in Kindergarten, Schule und Arbeit. Seither haben wir unsere Zuständigkeitsbereiche neu definiert: Mein Mann sorgt für Kohle und das Pausenbrot der Kinder, ich übernehme den Rest.
Doch bekanntlich bricht irgendwann jedem Krug der Henkel: Heute früh war im Kühlschrank keine einzige gut gefüllte Tupperdose zu finden, so genau ich auch suchte. Ein Telefonat mit dem Vater der Brut bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Ich habe mich artig für das gelegte Ei bedankt und fluchend Stullen geschmiert. Wenigstens war dieses Mal genügend Rohmaterial vorhanden. Multitaskingfähige Frauen schaffen (fast) alles. Wütende übrigens auch.
Das zweite Ei fand ich eine halbe Stunde später. Meine Kinder waren abgeliefert und ich auf dem Weg zum Bahnhof, als sintflutartiger Regen einsetzte. Kein Problem, ich bin bestens organisiert. In meinem Auto habe ich seit vielen Jahren auf der Beifahrerseite einen Schirm deponiert. Heute ging der Griff ins Leere! Ein weiteres Telefonat, noch mehr Freude meinerseits. (So viel sprechen wir sonst die ganze Woche nicht miteinander.) Die Krone der Schöpfung hatte den Schirm in den Kofferraum geräumt. Genauer gesagt, in den Stauraum unter dem Kofferraum. Noch genauer: In den Stauraum unter dem Kofferraum, unter der Kofferraumabdeckung unter der Schutzdecke unter dem Einkaufskorb. Der Niederschlagswert betrug zu diesem Zeitpunkt gefühlte einhundert Liter pro Quadratmeter und der Parkplatz stand in kürzester Zeit zentimeterhoch im Wasser. Zum Glück dauert meine S-Bahn-Fahrt bis zur Arbeit meist länger, so dass ich bis dahin fast wieder trocken war. Coke-Zero-süchtige Kollegen, Lieferengpässe seitens Coca Cola und eine durchrutschende Münze am Kaffeeautomaten (die nach Meinung der Münzeigentümerin eine sofortige Wartung des Kaffeeautomaten erfordert, denn an der Münze konnte es keinesfalls liegen) erwähne ich nur am Rande. Ebenso wie Kollegen, die im Fünf-Minuten-Takt nach ihrem Gehalt fragen, Vertragspartner, die einen Tag vor der Veranstaltung das ganze Programm umschmeißen und einen Chef, der sich wegen diverser Umzüge seiner Töchter nicht um die Belangen seiner Mitarbeiter kümmern kann.
Heute Abend gibt’s Kaiserschmarrn. Eier dafür habe ich genug!
Doch bekanntlich bricht irgendwann jedem Krug der Henkel: Heute früh war im Kühlschrank keine einzige gut gefüllte Tupperdose zu finden, so genau ich auch suchte. Ein Telefonat mit dem Vater der Brut bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Ich habe mich artig für das gelegte Ei bedankt und fluchend Stullen geschmiert. Wenigstens war dieses Mal genügend Rohmaterial vorhanden. Multitaskingfähige Frauen schaffen (fast) alles. Wütende übrigens auch.
Das zweite Ei fand ich eine halbe Stunde später. Meine Kinder waren abgeliefert und ich auf dem Weg zum Bahnhof, als sintflutartiger Regen einsetzte. Kein Problem, ich bin bestens organisiert. In meinem Auto habe ich seit vielen Jahren auf der Beifahrerseite einen Schirm deponiert. Heute ging der Griff ins Leere! Ein weiteres Telefonat, noch mehr Freude meinerseits. (So viel sprechen wir sonst die ganze Woche nicht miteinander.) Die Krone der Schöpfung hatte den Schirm in den Kofferraum geräumt. Genauer gesagt, in den Stauraum unter dem Kofferraum. Noch genauer: In den Stauraum unter dem Kofferraum, unter der Kofferraumabdeckung unter der Schutzdecke unter dem Einkaufskorb. Der Niederschlagswert betrug zu diesem Zeitpunkt gefühlte einhundert Liter pro Quadratmeter und der Parkplatz stand in kürzester Zeit zentimeterhoch im Wasser. Zum Glück dauert meine S-Bahn-Fahrt bis zur Arbeit meist länger, so dass ich bis dahin fast wieder trocken war. Coke-Zero-süchtige Kollegen, Lieferengpässe seitens Coca Cola und eine durchrutschende Münze am Kaffeeautomaten (die nach Meinung der Münzeigentümerin eine sofortige Wartung des Kaffeeautomaten erfordert, denn an der Münze konnte es keinesfalls liegen) erwähne ich nur am Rande. Ebenso wie Kollegen, die im Fünf-Minuten-Takt nach ihrem Gehalt fragen, Vertragspartner, die einen Tag vor der Veranstaltung das ganze Programm umschmeißen und einen Chef, der sich wegen diverser Umzüge seiner Töchter nicht um die Belangen seiner Mitarbeiter kümmern kann.
Heute Abend gibt’s Kaiserschmarrn. Eier dafür habe ich genug!
Nachtrag zu „Titanic XXL“
Stuttgart 21 und der Zusammenhang mit Staatspleiten
S21 ist „nur ein Bahnhof“ samt Neubaustrecke; nach aktuellem Stand werden sich die Gesamtkosten (laut Bahn) im zweistelligen Milliardenbereich befinden. Als Argumente für das Projekt werden von Bahn und Regierung siebzehn Jahre alte Verträge und die politische Legitimation angeführt. Nicht einmal mehr einschlägige Wirtschaftsmagazine finden noch warme Worte für die Unternehmung. Wie tot muss ein Pferd sein, das nur von rechtlichen Floskeln aufrecht erhalten wird? Und wenn schon ein kaum bis gar nicht nutzbringendes Bauvorhaben mit solcher Vehemenz durchgedrückt wird, wenn die Bundeskanzlerin sich aufregt über den "ausgeplauderten" Panzerdeal mit einem totalitären Staat, dann frage ich mich, was wird erfolgreich verschwiegen und mit sehr viel mehr Diskretion und juristischen Kunstgriffen gedreht und geschoben, wovon die Öffentlichkeit nicht erfährt?
Ich glaube kaum, dass ein Finanzcrash in Deutschland angekündigt werden wird.
S21 ist „nur ein Bahnhof“ samt Neubaustrecke; nach aktuellem Stand werden sich die Gesamtkosten (laut Bahn) im zweistelligen Milliardenbereich befinden. Als Argumente für das Projekt werden von Bahn und Regierung siebzehn Jahre alte Verträge und die politische Legitimation angeführt. Nicht einmal mehr einschlägige Wirtschaftsmagazine finden noch warme Worte für die Unternehmung. Wie tot muss ein Pferd sein, das nur von rechtlichen Floskeln aufrecht erhalten wird? Und wenn schon ein kaum bis gar nicht nutzbringendes Bauvorhaben mit solcher Vehemenz durchgedrückt wird, wenn die Bundeskanzlerin sich aufregt über den "ausgeplauderten" Panzerdeal mit einem totalitären Staat, dann frage ich mich, was wird erfolgreich verschwiegen und mit sehr viel mehr Diskretion und juristischen Kunstgriffen gedreht und geschoben, wovon die Öffentlichkeit nicht erfährt?
Ich glaube kaum, dass ein Finanzcrash in Deutschland angekündigt werden wird.
Montag, 11. Juli 2011
Titanic XXL
Ich habe einen neuen Lieblingsschriftsteller. Er heißt Wladimir Kaminer, und wer die Russen und deren Verhalten in Deutschland und der Welt nicht versteht, möge sich ein paar Seiten lang mit „Russendisko“ auseinandersetzen. Ich verspreche ganze Kronleuchter, was sage ich, Lasterstrahler, die dem Leser aufgehen und, bei richtig gezogenen Schlüssen, künftig das Zusammenleben mit der Hinterlassenschaft von CCCR erleichtern. Das Allerbeste jedoch ist, wir bekommen eine ungefähre Vorstellung davon, was uns in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren bevorstehen dürfte: Eine Volkspleite samt aller zugehöriger Nebenerscheinungen.
Wie ich darauf komme?
„Stuttgart 21: Das riskante Spiel der Deutschen Bahn“ oder „Drohkulisse der Bahn bröckelt“ sind Überschriften, die man seit Monaten liest und schon lange über hat (jedenfalls die nicht unmittelbar Betroffenen). Entnommen habe ich sie aber dieses Mal nicht dem Greenpeace-Magazin, nicht dem Stern, nicht der taz. Diese Artikel findet man derzeit in Wirtschaftswoche und Financial Times Deutschland. Die Arbeit subversiver Grüner? Wohl kaum. Euphorische Berichte über das Wunderwerk des einundzwanzigsten Jahrhunderts gibt es längst nicht mehr. Wie auch? Der Architekt ist bereits vor Beginn der großen Diskussion ausgestiegen, inzwischen außerdem noch Chefplaner, Sprecher und, wenn auch unfreiwillig, der zuständige MP.
Übrigens: Die stets lächelnden Gesichter von Heiner Geißler, Volker Kefer und Boris Palmer haben inzwischen bei sämtlichen chinesischen Politikern Depressionen ausgelöst. (Stehen Sie mal vor den Spiegel und grinsen sich eine Minute lang an, dann wissen Sie, was ich meine.)
Was das alles mit Sibirien zu tun hat? Ich fürchte, wir durchleben demnächst den Untergang der Titanic, nur in vergrößertem Maßstab. S21 ist die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen ganz andere Probleme verborgen, die uns letztlich in kumulierter Form in den Untergang führen.
Es gibt sogar jede Menge Anzeichen dafür. Doch es ist verhext wie bei Harry Potter und seinem wunderbaren Nachtbus: Wir Muggels sehen einfach nicht, was wir nicht sehen wollen. Darin sind wir richtig, richtig gut!
Genau deshalb sollten wir uns unbedingt an die Russen halten: Die wissen, wie man sich in bürgerkriegsähnlichen Zuständen verhält, oder wenigstens überlebt. Ich habe schon immer gewusst: es sind Seelenverwandte. Ich muss jetzt los, eine Kalaschnikow kaufen.
Herzlich grüßt Irina aus P.-K.
Wie ich darauf komme?
„Stuttgart 21: Das riskante Spiel der Deutschen Bahn“ oder „Drohkulisse der Bahn bröckelt“ sind Überschriften, die man seit Monaten liest und schon lange über hat (jedenfalls die nicht unmittelbar Betroffenen). Entnommen habe ich sie aber dieses Mal nicht dem Greenpeace-Magazin, nicht dem Stern, nicht der taz. Diese Artikel findet man derzeit in Wirtschaftswoche und Financial Times Deutschland. Die Arbeit subversiver Grüner? Wohl kaum. Euphorische Berichte über das Wunderwerk des einundzwanzigsten Jahrhunderts gibt es längst nicht mehr. Wie auch? Der Architekt ist bereits vor Beginn der großen Diskussion ausgestiegen, inzwischen außerdem noch Chefplaner, Sprecher und, wenn auch unfreiwillig, der zuständige MP.
Übrigens: Die stets lächelnden Gesichter von Heiner Geißler, Volker Kefer und Boris Palmer haben inzwischen bei sämtlichen chinesischen Politikern Depressionen ausgelöst. (Stehen Sie mal vor den Spiegel und grinsen sich eine Minute lang an, dann wissen Sie, was ich meine.)
Was das alles mit Sibirien zu tun hat? Ich fürchte, wir durchleben demnächst den Untergang der Titanic, nur in vergrößertem Maßstab. S21 ist die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen ganz andere Probleme verborgen, die uns letztlich in kumulierter Form in den Untergang führen.
Es gibt sogar jede Menge Anzeichen dafür. Doch es ist verhext wie bei Harry Potter und seinem wunderbaren Nachtbus: Wir Muggels sehen einfach nicht, was wir nicht sehen wollen. Darin sind wir richtig, richtig gut!
Genau deshalb sollten wir uns unbedingt an die Russen halten: Die wissen, wie man sich in bürgerkriegsähnlichen Zuständen verhält, oder wenigstens überlebt. Ich habe schon immer gewusst: es sind Seelenverwandte. Ich muss jetzt los, eine Kalaschnikow kaufen.
Herzlich grüßt Irina aus P.-K.
Freitag, 8. Juli 2011
Genetischer Abfall
Endlich ist sie gesetzlich erlaubt und für alle (reichen) Paare der Garant für das perfekte Kind: die Präimplantationsdiagnostik, kurz PID. Juhu, wir können unseren Nachwuchs künftig nicht nur nach dem Terminkalender zeugen und gebären, wir können ihn auch gemäß unseren Vorstellungen schon vor der Geburt wunschgemäß selektieren. Offiziell geht es vor allem um Gendefekte. Aber was wird tatsächlich selektiert, was ist hundertprozentig sicher, was ist wirklich nötig? Und was bringt uns das Ganze?
Deutschland mausert sich laut jüngster UNO-Studio in puncto Kindern zum Entwicklungsland. Betroffen sind beileibe nicht nur sozial schwache Familien, wo der Nachwuchs ohne Frühstück aus dem Haus muss. Ich lebe im reichen Oberbayern. Trotzdem hat mein Sohn von der ersten bis zur vierten Klasse keinen richtigen Sportunterricht. Es gibt nämlich keine Sporthalle an seiner Grundschule, auch nicht in der Nähe. Über 400 Schüler teilen sich einen kleinen Gymnastikraum, der wegen diverser Veranstaltungen (Feiern, Ausstellungen, Blutspenden, Bürgermeisterwahl, Schuhverkauf) überdies regelmäßig gesperrt wird. Zum Ausgleich gibt es gelegentliche Schwimmbadbesuche im Sommer respektive Eislaufen im Winter. Das wiederum bedeutet: eineinhalb Stunden Fahrtweg für dreißig Minuten körperliche Betätigung. Unsere Zukunft sind nun genetisch vollkommene Kinder. Der Aufwand, der für die Erzeugung getrieben wird, sinkt unmittelbar nach der Geburt auf Null. Groß wird der Nachwuchs mit Fernseher und Playstation. Übergewichtig und sprachbehindert, dafür garantiert nicht gefährdet, mit siebzig Hodenkrebs zu bekommen oder einen Schlaganfall mit achtzig.
Ich frage mich, wie die Gattung der Hominiden die letzten dreißigtausend Jahre überlebt hat.
Aber natürlich soll alles maßvoll ablaufen! „Man kann nicht eine Eigenschaft durch eine andere austauschen, sondern den Embryo nur so nehmen, wie er ist. Wer ein blondes Kind mit braunen Augen und mit einer hohen Intelligenz möchte, muss schon sehr viele Embryonen herstellen, um am Ende die gewünschte Kombination zu finden.“ (Hamburger Abendblatt)
Es gibt immer wieder Geschichten von gezüchteten Menschen und dabei entstehendem genetischen Abfall. Was 1997 in „Gattaca“ pure Science-Fiction war, ist seit wenigen Tagen amtlich genehmigt und zukunftsweisend. Allerdings stellt sich doch die Frage, ob die Anlage zu einer Krebserkrankung uns zu genetischem Abfall macht oder unser Verhalten. Ich bin sicher, Ärzte, die einer alleinerziehenden Mutter mit sechs Kindern zusätzlich noch ACHTLINGE ermöglichen, sind zu allem fähig. Wer so wenig ethisches Gewissen besitzt, produziert Milliarden von Embryonen, bis der südafrikanische Minenbesitzer endlich seine goldblonde blauäugige hochbegabte Modell-Tochter hat.
Epilog: Die wiederum verliebt sich mit achtzehn in einen geisteskranken Sadisten und wird samt ihrer ganzen degenerierten Sippe aus dem Evolutionskapitel „Menschheit“ ausgelöscht. Das ist dann die wirkliche Selektion von genetischem Sondermüll, ätsch!
Deutschland mausert sich laut jüngster UNO-Studio in puncto Kindern zum Entwicklungsland. Betroffen sind beileibe nicht nur sozial schwache Familien, wo der Nachwuchs ohne Frühstück aus dem Haus muss. Ich lebe im reichen Oberbayern. Trotzdem hat mein Sohn von der ersten bis zur vierten Klasse keinen richtigen Sportunterricht. Es gibt nämlich keine Sporthalle an seiner Grundschule, auch nicht in der Nähe. Über 400 Schüler teilen sich einen kleinen Gymnastikraum, der wegen diverser Veranstaltungen (Feiern, Ausstellungen, Blutspenden, Bürgermeisterwahl, Schuhverkauf) überdies regelmäßig gesperrt wird. Zum Ausgleich gibt es gelegentliche Schwimmbadbesuche im Sommer respektive Eislaufen im Winter. Das wiederum bedeutet: eineinhalb Stunden Fahrtweg für dreißig Minuten körperliche Betätigung. Unsere Zukunft sind nun genetisch vollkommene Kinder. Der Aufwand, der für die Erzeugung getrieben wird, sinkt unmittelbar nach der Geburt auf Null. Groß wird der Nachwuchs mit Fernseher und Playstation. Übergewichtig und sprachbehindert, dafür garantiert nicht gefährdet, mit siebzig Hodenkrebs zu bekommen oder einen Schlaganfall mit achtzig.
Ich frage mich, wie die Gattung der Hominiden die letzten dreißigtausend Jahre überlebt hat.
Aber natürlich soll alles maßvoll ablaufen! „Man kann nicht eine Eigenschaft durch eine andere austauschen, sondern den Embryo nur so nehmen, wie er ist. Wer ein blondes Kind mit braunen Augen und mit einer hohen Intelligenz möchte, muss schon sehr viele Embryonen herstellen, um am Ende die gewünschte Kombination zu finden.“ (Hamburger Abendblatt)
Es gibt immer wieder Geschichten von gezüchteten Menschen und dabei entstehendem genetischen Abfall. Was 1997 in „Gattaca“ pure Science-Fiction war, ist seit wenigen Tagen amtlich genehmigt und zukunftsweisend. Allerdings stellt sich doch die Frage, ob die Anlage zu einer Krebserkrankung uns zu genetischem Abfall macht oder unser Verhalten. Ich bin sicher, Ärzte, die einer alleinerziehenden Mutter mit sechs Kindern zusätzlich noch ACHTLINGE ermöglichen, sind zu allem fähig. Wer so wenig ethisches Gewissen besitzt, produziert Milliarden von Embryonen, bis der südafrikanische Minenbesitzer endlich seine goldblonde blauäugige hochbegabte Modell-Tochter hat.
Epilog: Die wiederum verliebt sich mit achtzehn in einen geisteskranken Sadisten und wird samt ihrer ganzen degenerierten Sippe aus dem Evolutionskapitel „Menschheit“ ausgelöscht. Das ist dann die wirkliche Selektion von genetischem Sondermüll, ätsch!
Abonnieren
Posts (Atom)